Heute sind alle erfahrenen Ärzte, die sich mit dem Studium der Onanie und ihren Folgen beschäftigt haben, der Ansicht, daß mäßige Onanie bei gesunden, erblich nicht vorbelasteten Personen keine schlimmen Folgen hat. Nur das Übermaß schadet, bei gesunden Leuten aber immer noch weniger als bei von Natur krankhaft veranlagten. Ich möchte das auch so ausdrücken: nicht die »Onanie« ist schädlich, sondern der »Onanismus«, d. h. jahrelang fortgesetzte, habituelle und exzessive Onanie beeinträchtigt die Gesundheit ganz entschieden. Eine Grenze, wo die ungefährliche Onanie aufhört und der verderbliche Onanismus anfängt, lässt sich generell nicht bestimmen. Die Verschiedenheit der Individuen gestaltet auch die Reaktionen ganz verschieden. So erwähnt Curschmann einen geistvollen schönwissenschaftlichen Schriftsteller, der, trotzdem er seit 11 Jahren aufs intensivste der Onanie gefröhn, körperlich und geistig frisch geblieben, mit bedeutendem Erfolge literarisch tätig war. Das gleiche berichtet Fürbringer von einem Dozenten.
Iwan Bloch, Das Sexualleben unserer Zeit (1909) 471
|