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M. schrieb am 2.12. 2024 um 06:56:14 Uhr über

Digital

Gedichtzyklus: „Die Ära der Schatten
Für den Heinrich Heine Preis

1. Der digitale Abgrund
Die Welt in deinem Handschlag
und doch nur ein Pixel.
Die Stille zwischen den Bildschirmen
wird zum Abgrund.
Hier, wo der Blick in die Leere fällt,
sind die Schatten klarer
als das Bild, das du zu sehen glaubst.

Du klickst –
doch was öffnest du?
Die Türen, die zu sich selbst führen,
sind nur noch Verlinkungen.
Der Raum ist ein Algorithmus,
der dasIchin Zahlen übersetzt,
die man nicht mehr versteht.

2. Die Illusion der Wahl
Du wählst,
und doch ist jede Wahl nur ein weiteres Teil
im Spiel des Systems.
Die Freiheit ist nichts als ein Spiegel,
der uns unaufhörlich anlächelt
während die Wände enger werden.
Die Hand, die du ausstreckst,
wird zur Faust
verkrampft im Moment der Entscheidung.

Was ist es,
das du wirklich wählst?
Der Konsum, der dich nährt?
Oder die Leere, die du in dir trägst?

3. Im Glanz der Versprechungen
Der Bildschirm flimmert
und verspricht dir mehr:
mehr Liebe, mehr Glück,
mehr Zeit.
Und du greifst nach dem Versprechen,
als wäre es der letzte Atemzug.
Doch was bleibt, wenn der Glanz verblasst?
Die Leere füllt sich mit der Enttäuschung,
die keiner in Worte fassen kann.

Der Glanz war immer nur Rauch,
der in der Dunkelheit zerfällt.
Und du
bist der einzige, der das weiß.

4. Der Blick ins Leere
Was bleibt vom Leben,
wenn du die Daten löschst,
die dir sagen, was du bist?
Der Blick ins Leere,
so unendlich wie das Universum,
öffnet sich,
und du
bist das Zentrum.

Die Angst vor der Leere,
die du einst spürtest,
wird zu deinem Raum.
Der Raum ohne Bild,
der Raum ohne Algorithmus.
Und plötzlich: Freiheit.

5. Der Schatten des Verlangens
Im digitalen Rausch,
wo das Begehren zu einem Klick wird,
verblasst die Grenze zwischen
Wunsch und Fessel.
Der Klick
der ist die Sehnsucht.
Die Antwort kommt nie,
nur ein weiterer Klick,
und das Verlangen wächst.

Doch was wächst in dir,
wenn du in den Spiegel siehst?
Ein Bild von dir
oder nur ein Schatten?

6. Epilog: Der Tanz der Leeren
Was bleibt,
wenn die Daten fallen,
die Lichter ausgehen,
und der Bildschirm dunkel bleibt?
Du tanzt weiter,
doch der Tanz ist kein Fest.
Es ist der Tanz des Verlassens,
das ständige Abbrechen,
das immer wieder neu beginnt.

Die Freiheit,
die uns versprochen wurde,
liegt nicht im Klick.
Sie liegt im Verzicht
und im Erkennen
der Stille, die bleibt,
wenn der Strom versiegt.
Hier, im Nichts,
liegt die Wahrheit.


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Was kann man tun, wenn »Digital« gerade nicht da ist? Bedenke bei Deiner Antwort: Die Frage dazu sieht keiner, schreibe also ganze Sätze.

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