Sie tauchte immer um die selbe Zeit am Rande des Marktplatzes auf, man hörte das helle Scheppern, wenn sie ihren Eimer auf dem Pflaster abstellte und der Henkel gegen das leere verzinkte Blech schlug. Sie stand dann im abendlichen Zwielicht und rauchte geruhsam eine Pfeife, Anfangs tuschelten die Marktleute noch, während sie ihre Stände abbauten, aber das war schon Jahre her, sie gehörte einfach dazu. Heute war jedoch etwas anders: Der Eimer schepperte nicht hell sondern dumpf und die gewohnte Pfeife blieb ungestopft in der Rocktasche. Dafür sang sie ein paar Silben, fast tonlos und unverständlich und es dauerte nicht lange, da kam eine Nachtigall und setzte sich auf den Rand des Eimers. »Auf« rief die Frau plötzlich und die Nachtigall flog davon, im Schnabel das Ende eines schwarzen Samttuches, das nicht endend wollend aus dem Eimer aufflatterte und den fahlblauen Himmel gänzlich bedeckte. Schließlich war der Eimer leer und die Frau schickte sich an, ihn aufzunehmen und zu gehen als verängstigt ein paar Leute sie bedrängten. »Du kannst uns das Licht nicht nehmen, hör mal.« »Was wollt ihr« antwortete die Frau und zeigte auf eine Kordel die aus dem Himmel hing und mit einer Zierquaste genau da endete, wo der Eimer gestanden hatte. »Wenn ihr daran zieht, wird es wieder so sein wie vorher.« Und mit diesen Worten ging sie den Weg, den sie immer ging wenn sie den Marktplatz verließ. Ob an der Kordel jemals gezogen wurde, das kann ich nicht sagen.
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