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@ schrieb am 13.9. 2010 um 12:48:40 Uhr über

Debord

Guy-Ernest Debord (* 28. Dezember 1931 in Paris; † 30. November 1994) war ein französischer Autor, Filmemacher, Künstler und Revolutionär sowie einflussreiches Gründungsmitglied der Situationistischen Internationale.

Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Politische Position
2 Situationistische Internationale
3 Künstlerische Tätigkeit
4 Leben
5 Zitat
6 Filmographie
7 Werke
8 Literatur
9 Weblinks

Politische Position [Bearbeiten]
Guy Debord war ein radikaler Kritiker des Kapitalismus und der kapitalistischen Ideologie des Konsums, den er als Inszenierungfalscher Bedürfnisse“ anprangert. In seinem Hauptwerk Die Gesellschaft des Spektakels (1967) entwickelte er eine Theorie des Spektakels: „Das Spektakel ist das Kapital in einem solchen Grad der Akkumulation, dass es zum Bild wird.“

Debords Buch übte vor allem in Frankreich einen wichtigen Einfluss auf die Bewegung der Neuen Linken um den Pariser Mai 1968 aus. Seine antikapitalistische, situationistische Anschauung steht dem Anarchismus nahe, übernimmt dabei aber auch andere Argumentationsmuster aus dem Teil der Arbeiterbewegung die allein der Sowjetunion gegenüber kritisch eingestellt waren. Das zentrale Anliegen Debords war die Aufhebung dergroßen Trennungder Individuen voneinander durch eine revolutionäre Praxis der Selbstverwaltung. Debord betonte dabei stets die künstlerische Dimension der Revolution, die Notwendigkeit der Umwälzung auch des alltäglichen Lebens.

Situationistische Internationale [Bearbeiten]
Zusammen mit Asger Jorn gründete Debord in den 50er Jahren in Paris die aus der Spaltung der Lettristen-Bewegung hervorgegangene Lettristische Internationale, aus der 1957 die Situationistische Internationale entstand. In dieser eigentlich basisdemokratischen Gruppe nahm Debord eine häufig kritisierte Dominanzstellung ein.

Die S.I. − sie umfasste jeweils zehn bis zwanzig, aber häufig wechselnde Mitgliederübte in den 1960er Jahren einen bedeutenden Einfluss auf die damalige Studentenbewegung aus. Als in Straßburg 1966 Sympathisanten der S.I. in die dortige Studentenvertretung gewählt wurden, wehrte sich die S.I. jedoch gegen den an sie herangetragenen Anspruch, eine Führungsrolle gegenüber den Studierenden einzunehmen. Stattdessen veröffentlichte sie eine damals höchst skandalöse Broschüre Über das Elend im Studentenmilieu. 1972 löste sich die S.I., vor allem auf Betreiben von Guy Debord, nach zahlreichen vorangegangen Ausschlüssen der noch verbliebenen Mitglieder selbst auf.

Künstlerische Tätigkeit [Bearbeiten]
Debord drehte mehrere Filme, in den er mit den Möglichkeiten des Experimentalfilms spielte, wobei er bisweilen auch die Zuschauerreaktionen und den abgedunkelten Kinosaal in die Vorführung miteinbezog: Einer seiner Filme bestand aus Stille und einem minutenlangen Schwarzbild, das gelegentlich zu weiß wechselte, wobei Zitate über Jugend oder Revolution sowie Gesetzestexte zu hören waren (Hurlements en faveur de Sade, Geheul für de Sade, das Geheul stellten dabei die lautstarken Proteste des empörten Publikums dar).

Debord entwickelte 1977 ein Brettspiel (»Jeu de Guerre« - »Kriegsspiel«); ein Versuch der Vermarktung scheiterte. Die Rechte an dem Spiel liegen bei Debords Witwe [1].

Leben [Bearbeiten]
Nach der Ermordung seines Verlegers unter dubiosen Umständen in Paris verbrachte er die letzten zehn Jahre in einem abgeschiedenen Dorf der Auvergne und nahm sich dort 1994 nach längerer Krankheit das Leben. In seinem Testament verfügte Debord, dass seine Filme nicht mehr aufgeführt werden dürfen.

Zitat [Bearbeiten]
Über die proletarische Revolution schrieb Debord: „Sie kann unbeschwert überall beginnen, wo autonome proletarische Versammlungen die Trennung der Individuen, die Warenwirtschaft und den Staat abschaffen werden, indem sie außerhalb ihrer selbst weder die Autorität noch das Eigentum von irgend jemanden anerkennen und ihren Willen über alle Gesetze und alle Spezialisierungen stellen. Die Revolution wird jedoch nur triumphieren, wenn sie sich weltweit durchsetzt, ohne irgendeiner noch bestehenden Form der entfremdeten Gesellschaft auch nur den kleinsten Raum zu überlassen.“

Filmographie [Bearbeiten]
Hurlements en faveur de Sade (1952) 75' ;
Critique de la Séparation (1961) 19' ;
Sur le Passage de quelques personnes à travers une assez courte unité de Temps (1959) 18' ;
La Société de Spectacle (1973) 80' ;
In girum imus nocte et consumimur igni (1978) 105'
Werke [Bearbeiten]
Das Gesamtwerk ist bei Nautilus erschienen, aber vergriffen. Einzelausgaben:

Die Gesellschaft des Spektakels, Edition Tiamat, Berlin 1996, ISBN 3-923118-97-X
Guy Debord präsentiert Potlatch 1954-1957, Edition Tiamat, Berlin 2002, ISBN 3-89320-043-6
Panegyrikus, Edition Tiamat, Berlin 2001, ISBN 3-923118-44-9
Rapport über die Konstruktion von Situationen und die Bedingungen der Organisation wie Aktion der Situationistischen Internationale und andere Schriften, 1980, ISBN 3-921523-33-8
In girum imus nocte et consumimur igni/Wir irren des Nachts im Kreis umher und werden vom Feuer verschlungen, 1985, ISBN 3-923118-75-9
Gegen den Film: Drei Experimentalfilmmanuskripte, mit einem Vorwort von Asger Jorn, Edition Nautilus, ISBN 3-921523-29-X
Literatur [Bearbeiten]
Fabien Danesi, Le cinéma de Guy Debord ou la négativité à l'œuvre (1952-1994), Paris Expérimental, 2010.
Vincent Kaufmann: Guy Debord. Die Revolution im Dienste der Poesie, Bittermann, Berlin 2004
Stephan Grigat / Johannes Grenzfurthner / Günther Friesinger (Hg.): SpektakelKunstGesellschaft. Guy Debord und die Situationistische Internationale, Verbrecher Verlag, Berlin 2006
Simon Ford: Die Situationistische Internationale. Eine Gebrauchsanleitung, Edition Nautilus, Hamburg 2007, ISBN 978-3-89401-545-9
Biene Baumeister / Zwi Negator: Situationistische Revolutionstheorie. Eine Aneignung, Schmetterling Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-89657-586-4
Marcus Greil: Lipstick Traces, Hamburg 1992 (bes. S. 371-462), ISBN 3-8077-0254-7
archplus – Zeitschrift für Architektur, Nr. 183, Mai 2007: Situativer Urbanismus
Weblinks [Bearbeiten]
Literatur von und über Guy Debord im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einige Texte von Guy Debord, u.a. Die Gesellschaft des Spektakels
Werke, Bilder, Artikel (engl.)
Texte zu einer Ausstellung im ZKM Karlsruhe des bildnerischen Werkes Debords
Si-Revue. Alle Texte aus Situationistische Internationale als Online-Archiv
Films / Writings and Literature on Guy Debord
Normdaten: PND: 119215365 (PICA) | LCCN: n85228329 | VIAF: 44297675 | WP-Personeninfo
Personendaten
NAME Debord, Guy
KURZBESCHREIBUNG französischer Künstler und Philosoph
GEBURTSDATUM 28. Dezember 1931
GEBURTSORT Paris
STERBEDATUM 30. November 1994
STERBEORT Auvergne, Frankreich
Vonhttp://de.wikipedia.org/wiki/Guy_Debord“
Kategorien: Autor | Revolutionär | Neomarxist | Franzose | Geboren 1931 | Gestorben 1994 | Mann


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