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ARD-Ratgeber schrieb am 10.6. 2005 um 00:38:57 Uhr über

BlauesWunder

Dazu ein Netzfundstück wie die Redewendung BlauesWunder entstand:

Das Unangenehmste am Sonntagabend ist der Montag. Pflicht und Sorgen, Arbeit und Alltag nähern sich wieder und machen die Erwachsenen unruhig, erste Angstschauer durchrieseln die Schüler. Da wünscht man natürlich, den Wochenanfang hinauszuschieben und den Sonntag auf den Montag auszudehnen.

Bereits im Mittelalter erfanden deshalb die Handwerker den gleitenden Übergang zum ersten Werktag. Statt sich ungesäumt auf die Arbeit zu stürzen, trafen sich montags die Meister einer Zunft und hielten ihre sogenannte «Morgensprache», um bei einem guten Geschäftsessen die anstehenden Projekte zu besprechen und mit Alkohol zu begießen.

Was den Herren recht war, konnten sie den Gesellen als den Meistern von morgen billig nicht verwehren. Also erhielten sie das Recht, montags eigene Angelegenheiten zu regeln, statt für den Betrieb ihres Patrons zu arbeiten. «Guter Montag» hieß dieser Tag in Deutschland, und unter verschiedenen Namen war die Sache in Europa weit verbreitet. «Faire de lundi», heißt es auf Französisch, «keep Saint Monday» sagen die Engländer, die ihn gleich zu einer heiligen Person erhoben, «Saint Monday».

Eigentlich sollten die Gesellen Erfahrungen austauschen und sich um ihre Weiterbildung kümmern, doch das Vorbild der Meister war zu verlockend. So bürgerten sich Saufgelage unter den Gesellen ein, mit den üblichen Folgen: Im 16. Jahrhundert klagte der Nürnberger Rat, «daß die gesellen an solchen guten montagen fast durchaus nichts anders dann füllerei, unzucht, verwundungen und andere üble laster geübt und getrieben

Seit Mitte des 17. Jahrhunderts nannte man den Montag nicht mehr «gut», sondern «blau». Daß bei den Raufereien der Betrunkenen mancher grün und blau geschlagen wurde oder ein blaues Auge davontrug, förderte diesen Namenswandel, ist aber nicht die Ursache. Die liegt vielmehr im Handwerk der Färber: Wenn sie nämlich Blau machten, waren sie selber blau.

Um blau zu färben, muß man den Farbstoff aus dem Färberwaid durch alkoholische Gärung ausfällen. Die Färber tranken selbstverständlich den kostbaren Alkohol, bevor sie ihn auf die natürlichste Art der Welt in die Färbebottiche gossen. Für den neidischen Normalbürger aber sah es so aus, als würden die betrunkenen Färber nur herumlungern, statt zu malochen: So wurde das Blaumachen zum Begriff fürs Nichtarbeiten, fürs unentschuldigte Fernbleiben, fürs Schwänzen (abgeleitet vom Verb «schwanken» in der verstärkten Form «schwankezen»).

Seit dem 16. Jahrhundert kam diese blaue Wortbedeutung auch außerhalb des Färbergewerbes in Schwang. Seither kann einem «blau vor Augen» werden, man kann jemandem «blauen Dunst vormachen» und ein «blaues Wunder» erleben: Blau wurde zur Farbe der Sinnesminderung und -täuschung, wie sie mit dem Saufen einhergeht.

Auf einem Fest viel zu trinken, das war, genau wie heute, schon in der Antike und im Mittelalter üblich. Doch niemand kann sorglos feiern, wenn er an die Aufgaben der kommenden Woche denkt. Für den, der dennoch zecht, wird es am nächsten Morgen ein böses Erwachen geben. Deshalb verlängerte die Kirche ihre Feiertage: Ostermontag, Pfingstmontag und der zweite Weihnachtsfeiertag sind Überbleibsel dieser schönen Sitte.

Schon den Römern galt der Tag nach einem Fest als Unglückstag, an dem man am besten keine Arbeit beginnt. Heute denkt man ähnlich und glaubt, daß auf der Montagsarbeit kein Segen liegt, weshalb ein reparaturanfälliger Wagen als «Montagsauto» gilt. Möglicherweise dachte schon Gott so, denn in der biblischen Schöpfungsgeschichte fehlt ausgerechnet für den Montag der Zusatz: «Und es war gutVielleicht hätte er es mit dem blauen Montag versuchen sollen.

(Netzfundstück)


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