In alten Zeiten, als noch Ödland besiedelt wurde, hat man das zu besiedelnde Land meist in sogenannte Hufen eingeteilt. Beiderseits von einem natürlichen oder künstlichen Verkehrsweg, das mag ein Weg, ein Damm, ein Kanal oder ein Fluss gewesen sein, wurden lange, eher schmale Streifen Landes abgeteilt und den Siedlern zugewiesen. Je nach Größe oder auch Vermögen erhielt eine Siedlerfamilie eine, zwei oder auch drei Hufen. Die Hofstelle war dann in der Nähe des Weges, der hintere Teil des Grundstückes wurde so nach und nach in Garten und Ackerland verwandelt.
Die Siedler neben der eigenen Hofstelle waren dann die Nachbarn, die der darauffolgenden waren die Übernachbarn.
Diese Einteilung in Nachbarn und Übernachbarn wurde auch beibehalten, wenn eine Hofstelle, der ursprünglich mehrere Hufen zugeordnet waren, neu aufgeteilt wurde und so zusätzliche Hofstellen entstanden.
So kommt es, dass Zugezogene, meist Städter, die alte Bräuche nicht kennen, erst deutlich an ihre rituellen Pflichten als Übernachbarn erinnert werden müssen. Das fängt an mit Kranzbinden bei Feierlichkeiten, so zum Beispiel Silberhochzeiten. Es kann, gerade in traditionell orientierten Gegenden in Friesland oder Ostfriesland, soweit gehen, den Leichnam eines Übernachbarn aufbahren und die Bestattung organisieren zu müssen. Sowas kann teuer werden. Wer sich drückt, kann dafür mit Umzugskosten rechnen. Die alten Pflichten der Nachbarn und Übernachbarn werden nach wie vor hoch gehalten und als heilig eingeschätzt.
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