76 [...] Vielleicht wird man entdecken, daß, was wir Gott nennen und was sich so offenkundig auf einer anderen Ebene jenseits aller Logik und räumlichen und zeitlichen Wirklichkeit befindet, eine uns eigene Existenzweise ist, eine Empfindung unserer selbst in einer anderen Dimension des Seins. Dies erscheint mir durchaus möglich. Vielleicht sind dann auch die Träume eine andere Dimension, in der wir leben, oder aber eine Überschneidung zweier Dimensionen; so wie ein Körper in der Höhe, in der Breite und in der Länge lebt, werden vielleicht auch unsere Träume im Ideal, im Ich und im Raum leben. Im Raum durch ihre Veranschaulichung, im Ideal durch ihre nicht materielle Substanz, im Ich durch jene innere Dimension, die sie als die unseren auszeichnet. Das Ich selbst, das Ich jedes einzelnen von uns, ist vielleicht eine göttliche Dimension. All das ist komplex und wird sich zweifellos zu gegebener Zeit weisen. Die heutigen Träumer sind vielleicht die großen Vorläufer einer künftigen Wissenschaft der Letztbegründungen. Selbstverständlich glaube ich nicht an eine künftige letztbegründende Wissenschaft. Doch darum geht es hier nicht. Fernando Pessoa: Das Buch der Unruhe