zappen
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Es kommt nur selten vor, aber es kommt vor, dass ich unmotiviert fernsehe. Es gibt Abende, an denen sitze ich vor dem Fernseher und gucke irgendwas, wobei es mir dann auch sehr egal ist, was ich sehe. Wenn mein Mitgucker dann allerdings anfängt, mit der unsägliche Erfindung »Fernbedienung« die Programme zu wechseln, werde ich sehr wütend, weil es mich unsagbar nervt.
Es muss allerdings noch zwischen zwei Formen des Zappens unterschieden werden. Die harmlose Form des Zappens ist das »ziellose Schnellzappen«, bei dem der Zappende innerhalb einer kürzesten Zeitspanne mehrfach alle Programme anzuwählen und analog in einer eben möglichst kurzen Gesamtzeit festzustellen imstande ist, dass auch nach dem zwölften Durchgang aller Programme von ARD (Programmplatz 1) bis Tele-Shop (Programmplatz 37) keine halbwegs verwertbare Sendung geboten wird.
Die kranke, störende und nervenzerreißende Form des Zappens wird offensichtlich von nichtprofessionellen Zappern betrieben: Das »ich-guck-mal-ob-das-gut-ist«-Zappen ist verbreitet unter Mitmenschen, die es offenbar nicht schaffen, innerhalb weniger Sekunden zu erkennen, dass die entsprechende Sendung nicht den Suchkriterien entspricht und immer dann das Programm wechseln, wenn man sich gerade in einen Kontext hineingedacht hat. An einem solchen Abend wie er oben beschrieben ist, gelingt es mir selbst nach 10 Minuten »Musikantenstadl« in einen Trance-artigen Zustand überzugehen, meine Gedanken sind inspiriert von den Abgründen unserer menschlichen Umwelt oder von etwas ganz anderem, der Fernseher ist mein Pendel, ich erreiche ein meditatives Moment, den Zustand absoluter Entspannung, begleitet von den Trompetenklängen eines Stephan Mross, verzaubert von den rythmischen Armbewegungen Caroline Reibers oder gefangen von der herbstlichen Dekoration des Hutes vom Posaunisten, absolute Entspannung, ich sehe einen Tunnel und am Ende ist das Licht, dass immer näher rückt ... ZAPP!!! - Stern TV. Ende.