Anzahl Assoziationen zu diesem Stichwort (einige Beispiele folgen unten) 38, davon 36 (94,74%) mit einer Bewertung über dem eingestellten Schwellwert (-3) und 11 positiv bewertete (28,95%)
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positiv bewertete Texte
Der erste Text am 15.4. 2001 um 19:29:59 Uhr schrieb
Richie über wohnen
Der neuste Text am 19.2. 2015 um 22:23:18 Uhr schrieb
Schmidt über wohnen
Einige noch nie bewertete Texte
(insgesamt: 20)

am 24.7. 2002 um 12:12:22 Uhr schrieb
Nickeler über wohnen

am 10.4. 2003 um 14:30:13 Uhr schrieb
kub über wohnen

am 5.5. 2003 um 14:00:53 Uhr schrieb
Daniela über wohnen

Einige überdurchschnittlich positiv bewertete

Assoziationen zu »Wohnen«

Richie schrieb am 15.4. 2001 um 19:29:59 Uhr zu

wohnen

Bewertung: 4 Punkt(e)

Wohnen ist eigentlich nie eine hauptbeschäftigung. Niemand sagte mir bislang mal am telefon, wenn ich fragte, was er oder sie grade macht, »Ich wohne grade«. Schade eigentlich, ich denke, so »Wohnen« könnte man durchaus mal auch etwas bewusst. Nicht dauernd, aber so manchmal. Vor allem, wenn man eigentlich gerne wohnt, wo man wohnt.

Hm, bei Eckard Henscheid in »Die Vollidioten« wird einmal von einem Charakter gesagt, daß er ein »großer und begeisterter Wohner« sei. Wohl in dem Zusammenhang, daß er ein Anhänger »wohnlicher« Aktivitäten ist, so z.B. frühstücken oder aus dem fenster schauen. Was dann auch durchaus enthusiastisch praktiziert wird.

Ich wohn jetzt auch noch ein wenig. Mit Musik und Fencheltee.

doktordigitalis schrieb am 16.6. 2001 um 18:43:39 Uhr zu

wohnen

Bewertung: 4 Punkt(e)


Der Hausmann

Es war ein allgemeiner Haushalts- und Dienstleistungsalltag, an dem er sich allenthalben saugend und wischend durch die Räume bewegte. Verärgert bemerkte er, wie schnell der Tisch vollgestellt war beim Aufräumen von Gerümpelecken. Fenster wollten geputzt sein. Beim letzten hatte er den Trick mit dem Wischer herausgefunden, damit ihm das Wischwasser nicht ständig in die Ärmel lief. Als er die Jalousien, deren Lamellen er einzeln abgewischt hatte, wieder aufhängte und die Blumen teilweise rigoros beschnitten hatte, setzte er sich auf den Stuhl und genoß die splendide Umgebung, die er sich gerade geschaffen hatte.

Ein Brummen aus den Lautsprechern riß ihn aus seiner Betrachtung: er mußte seine Anlage erden! Ein Stück Draht war schnell gefunden, doch der Lötkolben war defekt, durchgelötet. Also mußte er den Draht mit Isolierband an der Heizung befestigen. Beim Suchen in alten Kisten bemerkte er die Staubschicht, die sich über alles gelegt hatte. Sollte er jetzt anfangen Staub zu wischen, oder lieber die Papiere wegsortieren, die sich auf dem Fußboden gesammelt hatten? Doch halt, er wollte ja endlich das Band für Walter machen! Also in Cassetten wühlen....das konnte bei 300 Stück ein Abenteuer werden. Beim Durchhören der Cassetten stieß er auf Songs, die er zum Üben beiseite gelegt hatte. Aber jetzt bitte nicht üben! Shit, er mußte ja noch die 3-Tage-Stuhlprobe kacken, und es mußten jahreszeitliche Umtopfarbeiten ausgeführt, und die Blumenkästen mit klebrigen gelben Stickern gegen Fruchtfliegen versehen werden. Zerwühlt schrie das Bett in seiner Ecke: glätte mich! Das Bad müßte auch mal wieder geputzt werden. Lieber würde er sich aufs Rad schwingen und in die klare Septemberluft fahren. Aber schon im Flur stolperte er über den halben Sommer, der sich aufräumheischend angehäuft hatte mit Sandalen, Badehosen und anderem Gelumpe und Gelärche (Hess. Fachausdruck für Sammelsurium an Sachen), einschließlich Werkzeug, das in die Garage mußte. Das Altglas gierte nach einem Container, und obwohl er den Zeitungsbehälter zugeklebt hatte, konnte er sich der eintreffenden Werbeflut nicht erwehren, und so kanalisierte er sie in zwei Ströme: Hochglanz-Altpapier und Schnellgilbendes.

Früher dachte er, es läge am Kiffen, daß er sich immer so zuwuselte. Weit gefehlt! Es lag an ihm selber, in ihm. Und am Wesen der physischen Existenz, die dazu tendierte, Schicht auf Schicht zu lagern, mit den dazugehörigen Schwebeteilchen, besonders wenn im Spätsommer die riesigen Erntemaschinen staubend durchs Dorf fuhren. So wurde er zum Archäologen in eigener Sache und grub immer wieder Dinge aus, die die Zeit mit anderen Dingen überlagert hatte, wie jetzt gerade, wo ihm unter Ansichtspostkarten Rezepte aus seinem alten Kochkurs aufstießen.


Erwin Spinger - 1998

mcnep schrieb am 20.2. 2006 um 01:32:48 Uhr zu

wohnen

Bewertung: 1 Punkt(e)

Geburtstagsfeier bei W., dessen Drohung, seine Geburtstagsfeier mit einem beispielunterlegten Vortrag über die Geschichte der italienischen Musik von der venezianischen Mehrchörigkeit bis Ottorino Respighi einzuleiten, sich als Versprechen entpuppte: Ausgesprochen amüsant und kundig führte der massige Silberbär seine Zuhörer durch die Musikgeschichte. Doch bei all seiner Ansehnlichkeit konnte ich nicht anders und musste zuweilen verstohlen meinen Blick durch die mir bis dahin unbekannte Wohnung schweifen lassen, die eine Gleichgult gegenüber innenarchitektonischen Finessen bewies, die von einer, ins positiv gewendet, starken Prädominanz des Innerweltlichen zeugte, doch allein die Plattenund Büchersammlung schien mehr Kapital zu binden als eine ganze Ausgabe von schöner Wohnen. Plötzlich sah ich es dann: Im Übergang zum zweiten Wohnzimmer stak in der Wand über dem eingefassten doppeltürgroßen Durchbruch ein massiver Dübel, an dem, scheinbar gänzlich funktionsfrei, die Rolle eines Flaschenzugs befestigt war. Im Holzrahmen ein Stück darunter, etwa im Abstand zweier ausgestreckter Hände, waren im Lack deutliche Abnutzungsspuren zu erkennen. Ein Blick zu den Seiten des Rahmens offenbarte mir, dass dort in Fußbodennähe zwei massive Ringösen angebracht waren. A., ein aus Berlin angereister Masochist, der W. bei der Bewirtung zur Hand ging, erzählte mir später bei einer Rauchpause auf dem Balkon, zu Lebzeiten seiner Eltern habe W. an den Flaschenzug immer eine Blumenampel gehängt.

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