Stundenhotel

Einmal war ich in so einem Ding, der andere hat bezahlt. Chefstyle-Typ, natürlich ein Bär. Ich habe das verkommene Hotel in Köln, Bahnhofgegend natürlich, fast vergessen, auch das Schamgefühl, als der Portier fragte 'eine Stunde oder eine halbe?', die schäbigen Laken habe ich vergessen, welche Insekten auf der Fensterbank ihrer Verwesung entgegensahen auch, nur eines nicht: als sich der Klotz ausgezogen auf das Bett legte - es sah aus wie ein Bild von Andrea Mantegna, 'Der tote Stallknecht' - und zu mir sagte »Nimm dir, was du brauchst.« Das tat ich auch, und wir mußten nicht einmal nachzahlen.

Ein Stundenhotel hat etwas anziehendes. Ich gehörte zu denen die sich dachten dort nie hinzugehen. Trotz damals geliebter Freundin ( die auch all meine Sexuellen Wünsche erfüllte ) hatte ich auf einmal den Drang dorthin. Heute verheiratet und zwei Kinder habe ich immer noch den Drang. Es ist nur so das ich jedesmal wenn ich dort war danach sehr entäuscht war. Aber mich zieht es trotzdem immer wieder hin...

Ich liege auf dem frischen Leinen und beklage meinen Hund. Ich habe Dich geliebt Hartmut.

Ein Stundenhotel hat etwas herrlich Anrüchiges an sich. Man hat das Gefühl, als ob man was Verbotenes tut - das ist stark erotisierend. Üblicherweise tut man ja was Anrüchiges, weil man eben mit einer Sekretärin oder Kollegin oder auch mit einer Hure dahingeht. Meistens sind diese Hotels auch schmuddlig und die Portiers sehen aus wie Zuhälter und kassieren für jeden Handschlag extra.