portrait
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portrait der dekadenz:
"ich pfeife.
mein zorn auf amerika!
ich schaukle und fröstle-
the american way of life!
mein entschluß, anders zu leben-
licht der blitze; nachher ist man wie blind...
[...]
the american way of life:
schon was sie essen und trinken, diese bleichlinge, die nicht wissen, was wein ist, diese vitamin-fresser, die kalten tee trinken und watte kauen und nicht wissen, was brot ist, dieses coca-cola-volk,...
schon ihre häßlichkeit, verglichen mit menschen wie hier (cuba): ihre rosige bratwurst-haut, gräßlich, sie leben, weil es penicillin gibt, das ist alles, ihr getue dabei, als wären sie glücklich, weil amerikaner, weil ohne hemmungen, dabei sind sie nur schlacksig und laut-[...]-wie sie herumstehen, ihre linke hand in der hosentasche, ihre schulter an die wand gelehnt; ihr glas in der anderen hand, ungezwungen, die schutzherren der menschheit, ihr schulterklopfen, ihr optimismus, bis sie besoffen sind, dann heulkrampf, ausverkauf der weißen rasse, ihr vakuum zwischen den lenden. mein zorn auf mich selbst!
[...]
was amerika zu bieten hat: komfort, die beste installation der welt, ready für use, die welt als amerikanisches vakuum, wo sie hinkommen alles wird highway,die welt als plakatwand zu beiden seiten, ihre städte, die keine sind, illumination, am anderen morgen sieht man die leeren gerüste, klimbim, infantil, reklame für optimismus als neon-tapete vor der nacht und vor dem tod-
[...]
noch im badekleid sind man ihnen an, daß sie dollar haben; ihre stimmen (...), nicht auszuhalten, ihre gummi-stimmen überall, wohlstand-plebs.
[...]
ihre falsche gesundheit, ihre falsche jugendlichkeit, ihre weiber, die nicht zugeben können, daß sie älter werden, ihre kosmetik noch an der leiche, überhaupt ihr pornografisches verhältnis zum tod, ihr präsident, der auf jeder titelseite lachen muß wie ein rosiges baby, sonst wählen sie ihn nicht wieder, ihre obszöne jugendlichkeit- [...]"
max frisch: homo faber 1957