gelegen
Bewertung: 4 Punkt(e)Das scheint unserer Zugehfrau Heidi schon den ganzen Vormittag auf dem Herzen gelegen zu haben, doch erst gerade vor dem Verabschieden fasste sie sich das Herz und fragte scheinbar unangestrengt: »Hattet ihr gestern Besuch?« Ich erwiderte ja, T* sei dagewesen, wunderte mich zwar über die Frage, da ich alles Geschirr vom Vortag bereits gestern in die Spülmaschine geräumt hatte, unterließ aber ein Nachfragen. Erst nachdem sie gegangen war, klärte sich für mich der Sinn dieser Bemerkung, denn sie hatte auch die Mülleimer herausgebracht, in deren einem sich eine größere Anzahl Kondome nebst leerer Packung befunden hatte. In ihrem Wechsel von Prüderie und plebshafter Vulgarität ist sie mir oft ein Rätsel - einerseits 'untersagt' sie mir, ein erotisches Kunstwerk aufzuhängen, da einmal die Woche ihre Tochter für die Bodenreinigung kommt (letzgenannte Frau, Sonja geheißen, ist 32 und hat ihr Kind vermutlich nicht durch Parthenogenese empfangen), andererseits räumt sie ohne Kritik die gewaschenen Socken in eine dildohaltige Nachttischschublade oder wünscht uns einen schönen 'Maistich', ein Ausdruck, in dem eine letzte, nicht durch Ratzinger und Springer getilgte Erinnerung an das heidnische Beltane–Fest mitzuschwingen scheint. Mag sie denken was sie will, ich hätte ihr ohnehin nicht erklären können oder mögen, daß sie die Anzahl der Kondome durch zwei zu teilen gehabt hätte, da die an der Tankstelle erworbenen Präservative eher dünnwandig und daher nicht geeignet für intensiven mannmännlichen Verkehr waren.