Bequem

ein breitlaufender papierberg quillt von seinem auf meinen schreibtisch. kein moment, in dem das gesicht nicht nervös zuckt. hab lust ihn zu fragen, sobald ich ihn sehe. alles und sofort, sobald ich ihn sehe. vielleicht spürt er das. vielleicht sperrt er deshalb sofort meine artikel, sobald er sie bearbeitet. ein anschiss von ihm ist mehr wert als das lob von irgendjemand anders. auch wenn das gesicht dann vielleicht einen moment noch stärker zuckt.

ich bin der bequemste mensch der welt.
ich bin nicht stolz darauf, aber ich bin zu bequem, mich zu besiegen.
1. ich bin zu bequem, meine unterlagen abzuheften (führt zu schlechtem gewissen, sucherei und dummen ausreden bei ämtern)
2. ich bin manchmal zu bequem, aufs klo zu gehen (führt zu extremem blasendruck und einer reichlich »unbequemen« sitzlage auf der couch)
3. ich bin zu bequem, mir etwas zu kochen oder mir ein leckeres brot mit käse, gurken etc. zu schmieren (führt zum konsum unglaublich ungesunder nahrungsmittel)
4. ich bin zu bequem, meine ziele zu verwirklichen (führt zu unzufriedenem träumerdasein)
5. ich bin zu bequem, mich vom blaster loszureißen (führt zu karriereknick und verlust sozialer beziehungen)
6. ich bin zu bequem, mit dem kiffen aufzuhören (führt zu allen oben angegebenen folgen)

Eines schönen Tages entschied er, dass es sich nicht lohne, irgend etwas zu besitzen, was man sich nicht nach 20 Uhr bei der Tanke gegenüber kaufen könne. Seither bekam sein Teint die edle Blässe des Du-Darfst-Kräuterschmelzkäses, sein Haar den würzigen Geruch frischen Flaschenbieres und sein Outfit näherte sich dem einer seltsamen Mischung aus Monteurshosenhippie und Plastikpunk an.
Aber es lebte sich viel bequemer als vorher.