Wurstbluten
Bewertung: 1 Punkt(e)Zu Hilden in der Schwedenzeit ist ein Fleischhauer gewesen, der war hart und ungerecht zu aller Welt, und besonders die Lehrbuben kujonierte er, dass es eine rechte Hatz gewesen. Wie er nun einmal einen Knaben von nicht 15 Jahr besonders hart angeht, geschieht es, dass dieser so unglücklich gegen die Haubank fällt, dass er auf der Stelle tot ist. Da hat sich der Fleischhauer vor der Entdeckung gefürchtet und hat den unglücklichen Buben als wie ein Kalb zerteilet, hat sein Fleisch auch recht unter seine Waren gemenget und die Knochen zur Knochenmühle gebracht, so vermeinte er, werde er schon durchgehen. Doch just des darauffolgenden Samstags kamen des Knaben Eltern aus einer anderen Stadt auf eine Visite vorbei und wie sie in den Laden kommen und fragen nach dem Kinde, so gibt sich der Fleischhauer ganz unschuldsfromm und besorgt, spricht, der Bub sei die vorvergangene Nacht aus der Schlafstube fortgangen und seithero nicht gesehen worden, er habe geglaubt, es habe ihn das Heimweh in sein Elternhaus getrieben und just des heutigen Tages einen Brief wollen senden. Doch wie er so lugdreist einherschwadroniert, da fängt ein Schinken, der im Laden hänget, so sonderbarlich das Zucken an, als wollt er grad vom Haken laufen, aus den Knackwürsten ist es rot wie Blut gelaufen und aus der Sommerwurst ist ein klagendes Geräusch gefahren, dass einem schier das Herz wollte stille stehen. Das ist dem wütigen Fleischhauer so in das Gewissen gefahren, dass er weinend seine Schuld gestand und noch selbigen Monats auf dem Hildener Marktplatz zum Tode befördert ward.