Tanzmüdigkeit
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Auf einer sehr informativen Website des österreichischen Tanzlehrerverbandes* befindet sich in der Aufzählung der musikalisch–tänzerischen Phasen der Nachkriegszeit zwischen 'Soul-Ära 1967–1972' und 'Disco–Sound–Ära 1974–1984' eine vielsagende Lücke, in der zu lesen ist: 'Zeitraum 1972 - 1974: Tanzmüdigkeit / Dance fatique'. Kein einziger Modetanz über zwei Jahre, nicht einmal der Versuch einer Wiederbelebung des Jerk oder des Waddle? Keine Tanzschulrebellen, die, während ihre Altersgenossen mit Jeansjacke und Matte Uriah Heep–Konzerte oder Terroristenprozesse besuchten, an ausgefeilten Vibrationstänzen oder einer diffizilen Neunachtel–Variante des Shingaling arbeiteten? Und gibt es Anzeichen dieser Tanzmüdigkeit, die selbst mir, damals in der zweiten bis vierten Klasse der heute zu Recht abgerissenen Gemeinschaftsgrundschule Schulstraße, hätten auffallen müssen? Ich galt schließlich als ein aufgeweckter Junge... Doch ich muß gestehen, weder bettelnden Tanzlehrern noch achtlos zum Sperrmüll gegebenen Spiegelkugeln einen Blick gewidmet zu haben. Ich war eben noch ein Kind, da ist man schon mal etwas abgelenkt vor lauter wachsen. Meine ohnehin nur sehr unzureichende Tanzsozialisation fand auch später, in den Jahren 1980 und '81 statt, wo ich eher den Shuffle, den Chicago und vor allem den Reggae erlernt habe. Ja, ich kann Reggae tanzen! Aber das klingt ungefähr so, als würde ich sagen, ich hätte ein Diplom im Nasebohren, finde ich.
*http://tanz.or.at/mode1950.shtml . Wer erinnert sich zum Beispiel noch an den Modetanz Spank? Zitat: »Ein Tanz aus dem Jahr 1979, der mit breitbeinigen Schaukelbewegungen wie bei einem Pendel ausgeführt wird und somit eine Hüftbewegung erfordert.« Man sieht es geradezu vor sich, wie eine Saison lang die nichtpunkende Jugend breitbeinig und mit pendelförmigen Schaukelbewegungen... Nur ich nicht, wahrscheinlich war mein Ausgehnicki zu der Zeit in der Wäsche.