Straßenbahn
Bewertung: 8 Punkt(e)Als ich in der Straßenbahn saß, sah ich sie. Sie war die schönste Frau, die ich je in meinem Leben gesehen hatte. Als sie ausstieg, war sie weg - für immer.
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Der erste Text | am 21.12. 1999 um 11:39:15 Uhr schrieb Firmian über Straßenbahn |
Der neuste Text | am 5.7. 2022 um 01:40:19 Uhr schrieb Christine über Straßenbahn |
Einige noch nie bewertete Texte (insgesamt: 34) |
am 27.2. 2005 um 03:49:42 Uhr schrieb
am 16.4. 2010 um 17:08:32 Uhr schrieb
am 22.7. 2020 um 17:37:27 Uhr schrieb |
Als ich in der Straßenbahn saß, sah ich sie. Sie war die schönste Frau, die ich je in meinem Leben gesehen hatte. Als sie ausstieg, war sie weg - für immer.
Ich finde es gut beim Strassenbahnfahren schöne Gedichte zu lesen, und in den Augen der anderen um Blicke zu kämpfen.
Diese neuen Straßenbahnen piepen und die Türen schließen fast geräuschlos.
Neulich bin ich mal mit einer 50 Jahre alten Museumsbahn gefahren. Da war noch das vertraute schrille Klingeln und das Surren des Motors, der die Türen zuschob. Diese Geräusche haben Erinnerungen an die Kindheit geweckt. Die Straßenbahnen waren laut, dreckig und voll. Im Winter froh man, oder wurde gegrillt, wenn man einen Sitz mit untergeschraubter Heizung erwischt hatte.
Straßenbahnen wirkten in den 60er Jahren unzeitgemäß; viele Gleise wurden brutal rausgerissen, die Zukunft des städtischen Nahverkehrs sollte dem Auto gehören. Höchstens aus sozialen Gründen noch ein paar Busse für Rentner und Arbeitslose.
Nur in Wien geht alles nicht so schnell, darum haben wir noch viele Straßenbahnen.
Vorhin lief eine Frau, vier Meter neben mir, direkt vor eine Straßenbahn. Der Fahrer klingelte sie an, mit dieser Straßenbahnklingel, und fuhr im selben Moment los. Vier Meter bis zur Bahn; ihr Rumpeln.
Die Frau sprang zurück, knickte um, mit dem Fuß. Die Bahn war vor ihr, als sie wieder senkrecht stand, wenige Zentimeter nur.
Sie blickte aufgebracht gen Rückspiegel des Fahrers.
So was wie heute schlaucht. Normalerweise lese ich ja extra nicht über solche Sachen nach, aber heute musste ich ja. Und wie soll ich das denn nachher verarbeiten? Ich darf mich dann bemühen mich entweder selber zu erkennen, oder abzugrenzen. Habe ich eine neurotische Störung? Mit wem kann man schon darüber reden? Ich denke, ich werde mal die Wartezeit erfragen müssen, denn es wird wohl auf so eine Therapie hinauslaufen. Und die würde dann darüber reden? Sonst denken die anderen nur über ein, wenn sie es tun, aber auch der Typ aus H. hat mir ja nichts von seinem Eindruck gesagt. Er redet über mich und nicht mit mir. Nicht wirklich mit mir. Ich finde nicht das ich neurotisch bin. Agitiert und etwas ängstlich und etwas depressiv. Agitiert und depressiv kreuzen sich manchmal sehr unglücklich. Das ist dann nicht gut, dass sollte ich wirklich mit sedation platt machen. Wußte ich schon vorher. Aber diese ganzen anderen Dinge, ich hör manchmnal nicht hin, aber das ist natürlich eigentlich nicht gut. Ich sollte und würde ja auch gerne lernen. Ich muss doch auch wissen. Aber so werde ich immer wieder blockert. Oder lass ich mich zu sehr blockieren? Muss ich mich mehr zusammenreißen? Oder überdecke ich dann weder Sachen die sich anderswo den Weg bahnen. Ich muss wenigstens mit mir selbst reden können. Aber man ist sich selbst keine Horizonterweiterung, man kommt immer nur so weit, wie der eigene Horizont reicht, und nie darüber hinaus. Das ist auch nicht besonders gut.
Ein Polizist stheht auf der Kreuzung und fuchtelt wild mit den Armen weil die gerade anfahrende Straßenbahn anhalten soll.
Der Fahrer bremst, steckt seinen Kopf aus der Fahrerkabine und schimpft: »Mann, was is'n los?! Ich muß hier meinen Fahrplan einhalten!«
»Diskutiern'se nicht dumm rum; fahrn'se erstmal rechts ran!«
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