Steppenwind
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Endlich hier. Ostrußland.
Die Flügel des Mach-5-Shuttles sind mit »Haihaut« beschichtet, einer Kunsstoffoberfläche, die Turbulenzen unterbindet, und - der Clou, an dem Teréze dreieinhalb Jahre lang ununterbrochen gearbeitet hat: Die Leitklappen, die die Bildung einer Schallmauer verhindern und das Shuttle fast völlig lautlos über die Steppe gleiten lassen.
Es ist acht Uhr, als ich das Haus verlasse. Um neun muß ich in Moskau sein, um mich mit Dr. Trenkov zu treffen. Um 14 Uhr werden wir am Baikalsee erwartet. Die letzten Tage waren aufregend und erschöpfend zugleich: Der Neutrinostrom, den wir empfangen haben, hat nach und nach sein Geheimnis preisgegeben. Jemand da draußen manipuliert einen Stern um seine Energie besser nutzbar zu machen. Solche Projekte liegen auch in den Schränken des Institutes, aber das ist noch Zukunftsmusik.
Askade schläft noch. Ich küsse ihn und gehe zum Startplatz. Die hydraulischen Hebevorrichtungen stemmen das Shuttle aus der unterirdischen »Garage«. Ich hebe ab, lasse das Haus am Fluß hinter mir und fliege fast senkrecht zur mongolischen Grenze in Richtung russischer Hauptstadt. Dank Teréze, mit der ich mich schon seit der Studienzeit gut verstehe, kann ich durch den Plexiglasboden eine riesige Herde Wildpferde beobachten, wie sie im Steppenwind dahinlaufen...