Stammhuschen
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Zwei Wochen lang war ich während unseres letzten Urlaubs jeden Tag mindestens einmal in einer Homosexuellenkneipe in W* zu Gast, da diese unmittelbar gegenüber unseres Hotels lag und so eine willkommene Anlaufstation für das letzte Bier des Abends war. (Der Geschäftsführer war allerdings auch ein Grund.) Es war fast, als wollte ich in dieser kurzen Zeit all das an Szeneexistenz nachholen, was ich mir in den letzten Lustren nicht zuletzt aus Desinteresse an Geselligkeit verkniffen habe. Nur an einem Nachmittag fiel eine Art von Schatten, der mir durch diese Abstinenz bislang ebenfalls verwehrt geblieben ist, auf diese Ferienidylle - als ich nämlich gegen Mittag der einzige Gast neben zwei Stammhuschen war, der eine davon ein ausgemachter Armyfetischist, der das Gespräch mit dem zweiten Gast während einer Pause zwischen zwei Tanzstücken der frühen 80er Jahre etwa so einleitete:
»Hast Du eigentlich letzte Zeit mal was vom J*** gehört? Der ist jetzt schon 18 Jahre positiv und immer noch kerngesund.«
»Du, der hat nen neuen Stecher und arbeitet zwei Schichten am Tag als Kellner, weil die Mädels ja eine Wohnung mit Dachterasse brauchen.«
»Aber der U*, der ist jetzt 15 Jahre im Plus, aber der baut wohl langsam ab.«
»Wann hast Du den denn zuletzt gesehen?«
»Bei der Silvesterparty im XY«
»Willkommen in der Wirklichkeit, liest du keine Todesanzeigen? Vor einem Monat ist der gestorben.«
»Das war wohl, als ich diesen Horrorurlaub mit D* hatte. Weißt du eigentlich, was das für ein Chaot ist? Nach zwei Tagen war das ganze Appartement vollgeschmissen mit seinen Klamotten, zuerst habe I C H die noch für ihn weggeräumt, aber irgendwann habe ich gesagt, D*, habe ich gesagt...«
Ich zahlte schnell.