Springenlassenkönnen
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Endlich muß der mehr oder weniger physiologischen präsenilen und senilen Impotenz gedacht werden, die den Eintritt des Greisenalters begleitet, aber natürlich zeitlich sehr verschieden auftritt. Denn es gibt Greise schon mit 40 Jahren und Leute, die es mit 70 Jahren noch nicht sind. v. Gyurkobechky datiert das erste Nachlassen der sexuellen Kraft vom 40. Jahre an und das völlige Erlöschen um das 65. Lebensjahr. Es gibt aber viele Ausnahmen, man hat volle Potenz bezüglich Libido, Erektion und Ejakulation noch bei 70 und 80jährigen Männern beobachtet, ja es sind einzelne Fälle bekannt, wo 90 und 100jährige noch Kinder gezeugt haben. Im Sinne Metschnikoffs und Hirths, die in ihren Werken die Verhütung des Alters als hygienisches Mittel proklamieren, ist diese physiologische »potentia senilis« keine Utopie und eine künftige wissenschaftliche Makrobiotik wird die Schwelle des Greisenalters um 10 bis 20 Jahre hinausrücken. »Aber ich verlange nicht,« sagt Georg Hirth, »daß der Mensch in vorgeschrittenen Jahren seine sexuellen Wasserkünste spielen lasse, nur daß er das Bewußtsein des Springenlassenkönnens habe, ja, das verlange ich!« (Wege zur Liebe, S. 462)
Iwan Bloch: Das Sexualleben unserer Zeit (1909) S. 499