Spaziergänger-machten-einen-gräßlichen-Fund
Bewertung: 15 Punkt(e)
Ein im dreifachen Sinne trendiges Stichwort, rekurriert es doch zum einen auf die gegenwärtig wieder grassierende TotaleLangeSchrottStichwörterKonstruktionsManie im Blaster, verdankt es zum zweiten seine Anslichtgehobenheit der Lektüre einer Max Goldt–Kolumne (so wie z. B. Stinksvans und Leihmumien-Analsex) und birgt es doch zum dritten diesen gesuchten Nervenkitzel für erschlaffte Seelen, dem Sendungen wie 'Autopsie' , 'Fahndungsakte' oder 'Die dümmsten Gerichtsmediziner der Welt' ihre gegenwärtige Popularität verdanken. (Ich gebe allerdings zu, bei letzterer Sendung habe ich etwas gemogelt, meine Kenntnisse im Bereich der Spätabendserien sind begrenzt.)
Mein Eigenbeitrag kann wie so oft nur anekdotisches zu Tage fördern: Bei Waldspaziergängen geschieht es des öfteren, daß meine Hunde über einer achtlos ins Gebüsch geworfenen Tüte ins Schnuppern geraten, woraufhin ich sie zurückrufe und mit unbewußt angehaltenem Atem weitergehe. Auf die Idee, mit einem Stock oder gar ohne Hilfsmittel in dieser Tüte herumzuprockeln, wie es in diesen Sendungen immer behutete Senioren oder vorwitzige Kinder zu tun pflegen, käme ich nie. Ich meine, tot ist tot, und die Toten soll man ruhen lassen, selbst wenn sie sich dafür meist unfreiwillig eine eher unübliche Lagerstätte gesucht haben. So ein Blick in einen halbvergorenen Rotkreuzsack kann einen nämlich für den Rest des Lebens traumatisieren, und nur auf Verdacht die grünen Männer zu rufen, käme mir auch nicht in den Sinn; am Ende waren nur verkotete Unterhosen und leere Mariacron-Flaschen drin (ich denke mir Menschen, die Unrat im Wald ablegen gerne als Billigweinbrandtrinker mit Sphinkterschwäche), und wenn dann eines Tages wirklich mal ein Haarmann vor meiner Tür stünde, und ich es wie die blinde Audrey Hepburn in letzter Sekunde zum Telefon schaffte, sagten die Ordnungshüter nur: »Jaja, haha, Sie kennen wir schon... wieviele Sondereinsatzkommandos hätten Sie denn gern?« (hämisches Klicken in der Leitung) und am Ende bin ich dann der gräßliche Fund, den außer ein paar dauerarbeitslosen mariacrontrinkenden Privatfernsehern in unsauberen Unterhosen wohl keiner gerne machen würde.