Soljanka
Bewertung: 4 Punkt(e)Mit Soljanka assoziiere ich das Karl–May–Museum in Radebeul. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße befand sich eine kleine und damals, 1990, lebensmittelrechtlich etwas bedenklich wirkende Gaststätte, in der K. und ich zum ersten Mal Bekanntschaft mit diesem Eintopf schlossen, der mir, wie die meisten Speisen russischer Herkunft, als eine mehr oder weniger gelungene Form der Resteverwertung erschien. Wobei das, was ein verschnuckter Gaumen so leichtfertig als Reste zu bezeichnen ist, in den unendlichen Weiten der Taiga sicher so manchem der Himmel aus Notwendigkeit gewesen sein mag, da mag ich gar nicht drüber spekulieren, gibt nur wieder böses Blut. Dort jedenfalls, in Radebeul nahe Meissen und nicht in der Taiga, verzehrten wir auf mein folkloristisch euphorisiertes Anraten hin, K. war bei fremden Suppen immer ein wenig 'pickig', die erste Soljanka unseres Lebens und gleich noch eine Terrine Würzfleisch hinterher, unter den misstrauischen Augen einer Gruppe verrenteter Werktätiger, deren verhuscht–platzhirschner Blick von den Entbehrungen des antiimperialistischen Kampfs sprach und den Verdacht aufkommen ließ, sie würden heute, 17 Jahre später, immer noch dort sitzen, wäre ihr Soljankakombinat nicht inzwischen durch eine Burgerverkauf oder gar Schlimmeres abgelöst worden.