Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Seekrankheit«
namensindschallundrauch@der-nachtmensch.de schrieb am 14.10. 2003 um 07:58:40 Uhr zu
Bewertung: 5 Punkt(e)
wird von seeleuten in drei kategorien, bzw. schweregrade unterteilt:
1. man hat angst vor dem sterben.
2. es ist einem egal, ob man stirbt.
3. man wünscht sich zu sterben.
kann ich als seekranker nur bestätigen.
mcnep schrieb am 13.10. 2003 um 20:32:54 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Ich entsinne mich noch an unsere Fahrt mit der Hurtigruten, einer norwegischen Postschifflinie, die die Küste von Bergen bis Kirkenes fährt. Am dritten Tag rief uns der Kapitän alle mit ernstem Gesicht in der Lobby zusammen, und teilte mit, daß wir bald durch sehr schweres Wetter gehen würden, es bestünde zwar kein Grund zur Unruhe, wir mögen uns jedoch bitte mit den Tabletten ausstatten, die einer der Stewarts auf einem Tablett durch die Reihen trug. Ich sah meine Chance, endlich die von vielen Erzählungen meines reiseerfahrenen Begleiters als grauenvolle Erfahrungen beschriebene Seekrankheit kennenzulernen, verschmähte besagte Pillen, und begab mich in unsere winzige Kabine (es war das kleinste und älteste Schiff der Flotte), wo ich mich mit Unmengen Rauschgiftes vollpumpte, welches ich in weiser Voraussicht und im Vertrauen auf das Schengener Abkommen an Bord gebracht hatte. Langsam begann das Schiff mit dem Schaukeln, daß sich zu einem Rollen steigerte. Aus allen Schränken fielen die unzureichend verstauten Gegenstände, während ich auf der Bettkante sitzend, mit meinem dritten oder vierten Thaistick beschäftigt war. Ein Gang auf den Flur zeigte eine bedrohlich unstete Horizontlinie durch die gischtumspülten Fenster. Papiertüten waren im Fünfmeterabstand in den Gängen ausgelegt. Das Rauchen hatte mir Appetit gemacht, und so ging ich in die Kantine, wo mir ein ungläubig schauender Smutje ein Fischbrötchen aushändigte, bevor er den hingelegten Münzen hinterherhastete, die auf der Theke begannen, mit beachtlichem Tempo dem Ausgang zuzustreben. Dies war die Nacht, in der mir bewußt wurde, daß der Begriff der Seekrankheit für andere Menschen als mich erfunden wurde.
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