Säkularisierung
Bewertung: 1 Punkt(e)
toschibar schrieb am 9.5. 2002 um 12:33:31 Uhr über 'Matrix'
> Hmm. Die Idee ist gut. Spannend war er auch. Doch. Nett fand ich die Ausstattung, die mich an Terry Williams´ Brazil erinnerte: Antik anmutendes, ja archaisches Interieur mit futuristischer High-Tech gepaart und alles irgendwie staubig, schmutzig und dunkelgrau.
> Dass aber kurz vor Schluss der Spannungsbogen maßlos übertrieben gefoltert wird und die diese Szene über ein Kuss und »Ich liebe Dich«-Gefasel aufgelöst wird und der amerikanische Kitsch doch wieder triumphiert, macht den Film in meinen Augen insgesamt zu einem nett angesetzten, aber doch nur durchschnittlichen Film.
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In mir wächst die Überzeugung, dass man viele geistige Probleme unserer Kultur auf die Versuche der Säkularisierung des Christentums zurückverfolgen kann.
Das Christentum als »geistige Bewegung« verstanden, als »Memplex«, transportiert neben den Glauben an Gott noch viele andere Gedanken.
Etwa die Vorstellung eines Endgerichtes, eines schließlichen Ziels der Geschichte, eines Messias der erscheint, von Schuld und Vergebung und so weiter.
Die meisten Atheisten sind den Glauben an Gott losgeworden, aber tragen den Rest der Lehre als »Ballast« mit sich herum.
Das ist den der wahre Grund, warum solche Fragen wie die nach dem »Freien Willen« unsere Gesellschaft bis heute tief bewegen. Der »Freie Wille« kam als christliches Dogma in die Welt hinein. In der Philosophie der alten Griechen und z. B. der klassischen Chinesen findet sich nicht wirklich eine direkte Entsprechung. Da aber das christliche Dogma da blieb, auch ohne Gott, haben die Menschen des Abendlandes unzählige Bücher und zahllose Artikel über das Problem des Freien Willens geführt.
Das selbe gilt für den Sozialismus. Für Fragen der Moral, die sich mit »Schuld« befassen.
Schlecht säkularisiertes Christentum oder restgläubige Atheisten sind ein Problem unserer Gesellschaft.