Read-only-CD-des-Blasters
Bewertung: 4 Punkt(e)
Erinnerungsfoto, für die Enkel nur bedingt geeignet.
»Seht her, womit euer Großvater einen Großteil seiner blassen Jugend verbracht hat: Er hat viele kleine Texte in ein weißes Feld geschrieben, die dann in einer Datenbank mit einer knappen Millionen solcher Texte einfach untergegangen sind.«
Kopfschütteln.
»Aber Großvater, warum hast du nichts Sinnvolleres gemacht? Du hättest doch die Welt bereisen und uns einen Talisman aus dem Südamerikanischen Dschungel mitbringen können! Oder du hättest auf dem Dach der Welt den Sinn des Lebens entdecken können!«
»Naja, Kinder, das war so: Ich bin einmal hineingeraten in dieses ... Ding. Und da kommt man nicht so schnell wieder raus. Eigentlich kommt man da gar nicht wieder raus.«
Kopfschütteln.
»Aber Großvater, warum bist du nicht einfach zu einer Drogenberatungsstelle gegangen und hast Dir helfen lassen? Psychische Abhängigkeit ist heilbar.«
»Kinder, ich dachte, ich schaffe etwas Großes...«
Kopfschütteln.
»So groß ist die CD nun auch nicht. Außerdem schon ganz verkratzt.«
»Wisst ihr, damals war das Web noch etwas ganz Neues. Jeder hat darüber gestaunt, daß er seine Gedanken der ganzen Welt mitteilen kann...«
Kopfschütteln.
»...aber wohl die Tatsache übersehen, daß er dazu auch erstmal irgendwo jemanden hätte finden müssen, der sich dafür interessiert.«
Schweigen.
»Großvater? Was hättest du gemacht, wenn du diesem Blaster entkommen wärst?«
»Nun, ich hätte wohl eine Frau gefunden und eine Familie gegründet.«
>Poff!<
(Beide Enkel sind wie vom Erdboden verschwunden, nur noch ein einsamer alter Mann sitzt gramgebeugt in seinem Korbsessel.)
»Oh, hätte ich mir denken können.«
Zitternd: »Mist. Wwo sind ddenn meine Fluchtlinks.«