Mississippi
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Ich habe als vollkommen verstörter 15jähriger mal drei Wochen Ferien in Missouri gemacht, in Hannibal, direkt am Mississippi. Es war eine wirklich komische Zeit. Ich habe bei einem ehemaligen Au-Pair von uns gewohnt, das aber den Tag über arbeitete, so dass ich eigentlich für mich war.
Ich war und bin ein eher einsamer Mensch, und das war auch da so. Und so fuhr ich meistens mit dem Fahrrad durch die Gegend oder war zu Fuß im Wald unterwegs. Ich weiß noch, wie ich allein am Mississippi stand und einer von diesen unendlich langen amerikanischen Güterzügen vorbei fuhr und der Lokführer mir winkte. Auch, wie ich an einem warmen Tag mit dem Fahrrad unterwegs war und an einem alleinstehenden »Rolling Home« vorbeikam, also einer Behausung der ärmsten der Armen in den USA, ein »Haus« nicht genau, eher eine Blechbüchse die etwas aussieht wie ein Haus. Da waren Hunde, die hinter mir herrannten. Zu meinem Glück ging es bergab und sie konnten mich nicht einhohlen. Oder wie wir mit dem Auto unterwegs waren und in orange gekleidete Frauen am Rand des Highways Büsch umsägten - Gefangene, denen man gerade versuchte, etwas Moral beizubringen.
Es war wirklich ein bisschen so, wie man es sich beim Lesen von MarkTwain vorstellt, nur dass mehr Müll herumlag und dass es natürlich Autos und Straßen und sowas gab.
Ich weiß nicht mehr, ob ich damals glücklich war. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ich das überhaupt war, der das erlebt hat.