Lebendig-Eingemauert-Werden
Bewertung: 8 Punkt(e)
Das erinnert mich irgendwie an diese Bastei-Lübbe Gruselgroschenheftchen-oder auch Comics, die bei uns in der Grundschule am Theodor-Storm-Weg (Oder war's der Bismarckweg, oder der Kirchenweg?) in der vierten Klasse, also im Jahr 1988, für kurze Zeit sehr in waren, denn diese damalige Zeit der Vorjugend ist nämlich noch brachial mit dem Ausklingen des Heavy Metal-Booms zusammengefallen, und bekanntlich bekommt man in der vierten Klasse das erste mal die aktuell in der Provinz mehr oder weniger angesagte Musik von größeren Brüdern auf Kasetten überspielt, und so hat es sich begeben, daß sich zum Ende der dritten Klasse schon einige »Iron Maiden«-T-Shirt-Träger auf dem Pausenhof haben sichten lassen, und die haben ja z.B. immer so Monster und hautabgezogene Gestalten auf ihren Plattencovern gehabt, echt eklig und sinnlos, aber dadurch wahrscheinlich auch dieses kurz aber intensiv auffunkende Interesse an diesen Gruselcomics. Und ich hatte mir mal eins ausgeliehen, und da ging es darum daß in alter Zeit irgendsoein Prinz oder König oder Königstochter von mißgünstigen Hof-Rivalen in so Mauer eingemauert wurde, und dann aber nach einiger Zeit krass gespukt hat, natürlich mit Mord und totschlag und Hautabziehen und allem, und ich war damals schon schockiert, obwohl einen viertklässler ja eigentlich nichts aus der Ruhe bringen kann, aber seitdem weiß ich, diese Kasperheftchen, das ist Nazi-Scheiß und Kinderfickerlektüre, neulich in der U-Bahn so ein dicker blonder Pummel mit großen Titten, dumm wie, tut mir leid daß ich das sagen muß, Kacke anscheinend, aber anscheinend der feuchte Traum des anscheinend recht verständigen Levantler- Freundes von ihr, und sie zieht so einen Roman aus dem Rucksack, der Geisterjäger John Sinclair nämlich, was welches ich zufällig auch mit schaudern ein paar Minuten zuvor in der Auslage des U-Bahnhofkiosks gesehen hatte, auf dem Cover ein riesiger Sensenmann, davor ein Hubschrauber, dahinter Mondlicht, Tod und Verderben, und ich verstehe nicht was sie sagt, als sie ihrem levantlerischen Kumpel das Buch anpreist mit quieksiger Stimme, merke aber daß er die Mundwinkel nach unten zieht, von wegen »wenn sie nur nicht so viel Stuß reden würde, Moruk...«.
Aber so ists halt...