Kastanie

Die Kastanienallee in Düsseldorf, die mit ihren Bäumen und dem Wassergraben in der Mitte wohl schön anzusehen ist, wurde, weil man dort einen König mit Pferdeäpfeln beschmissen hat, umbenannt in Königsallee, und in ihrer Symbolik im weiteren zu einem in weiten Teilen pervertierten Auswuchs des snobistischen Kapitalismus.

Als Kinder haben wir immer Kastanien gesammelt. Einiges davon ging an die Forstverwaltung für die Tiere, einiges wurde zum Basteln gebraucht, und einige Kastanien endeten als Wurfgeschosse und Schleudermunition...

Die Kastanien haben seit ein paar Jahren alle irgend so einen Pilz, der auch nicht Kastanienpilz heißt, sondern einen mählich ins öffentliche Bewußtsein sickernden Namen hat, und vor zwei drei Stunden wußte ich den auch noch, aber mit wachsendem Alter spielt einem fast jedes Organ mal hin und wieder einen überraschenden Streich.* Nach dem Fichten– und dem Ulmensterben jetzt also das Kastaniensterben? Alles hat seine Zeit, manches mag sogar mit menschlich unberührtem Auf und Ab der Evolution zu tun haben, aber wenn ich so meinen Garten ansehe, wäre mir ein Wicken– oder Gierschsterben schon entschieden lieber.


*Grad nach dem Abschicken ist es mir wieder eingefallen: Das ist gar kein Pilz, sondern die Miniermotte. Na, solange es beim zweiten Anlauf doch noch klappt, ist doch alles gut.