Karton
Bewertung: 2 Punkt(e)
»Ich will heute nachmittag ungestört meine Fernsehserie sehen und nichts weiter« hatte ich meinem Freund gesagt. Irgentwozu muss der neue Großbildfernseher doch gut sein. Und immer nur Fußball ist langweilig.
Nachmittags präparierte ich mich dann mit eine Ladung Taschentücher und machte mir sicherheitshalber noch eine Windel um. (Wenn ich erst einmal vo dem Fernseher sitze vergesse ich alles).
Pünklich zehn Minuten bevor die Folge anfing kam ich ins Wohnzimmer und war erstaunt meine Freund da noch vorzufinden. Er hatte den großen Karton des Fernsehers dort aufgebaut, wo normalerweise mein Fernsehsessel stand. »Ich habe was für Dich, damit Du ungestört fernsehen kannst«. Er hatte die Kiste mit Kissen ausgepolstert und deutete mir an einzusteigen. »OK, Du hast Zehn Minuten« Ich hockete mich in die Kiste. Die Kissen waren weich und da ich sowieso immer mit angezogenden Beinen auf der Couch saß, war es ganz bequem. Mein Freund klappte jetzt die Kiste zu. Am Deckeln hatte er jeweils ein Halbloch für den Hals rausgeschnitten. Vorne war ein weiteres großes Loch. »Für die Fernbedienung?« fragte ich. Mein Freund ließ sich nicht beirren und klebte die Kisten mit breiten Klebestreifen zu. Am Hals bekam ich erst eine Posterung aus Schaumgummi, dann Folie und dan auch Klebeband. Ich war zwar eingesperrt in der Kiste aber auch sicher, daß ich mit ein wenig Kraftanstrengung wieder heraus kommen könnte. Mein Freund ging kurz aus dem Zimmer und kam mit einem großen Sack wieder. In dem Sack waren kleine Kügelchen aus Styropor, wie man sie als Füllung für Sitzkissen verwendet. Aha, dafür also das große Loch. Langsam füllte sich die Kiste. »Überleg Dir, wie Du die Hände halten möchtest« sagte er kurz, da hatte ich die rechte Hand aber schon in der Windel. Ich wollte ja vorbereitet sein, wenn der tolle Hauptdarsteller auftaucht.
Die Kiste war nun voll und wurde sorgfältig zugeklebt. Mein Freund ging nochmal raus und kam mit dem Staubsauger wieder. Der ist heute aber ordentlich, dachte ich mir. Die paar Kügelchen die daneben gegangen waren konnten wir doch auch nachher aufsammeln. »Du hast noch drei Minuten«
Er schloß den Staubsauger aber hinten an die Kiste an. Der Anschluß war mir garnicht aufgefallen und die Auskleidung der Kiste mit Folien auch nicht.
Lagsam entwich die Luft aus der Kiste. Die Kügelchen drängten sich immer weiter zusammen und wurden hart wie ein Betonblock. »Wenn Du Schwierigkeiten mit dem Atmen hast, sagt es«. Ich mußte zwar flach atmen aber es ging problemlos.
Die Serie fing jetzt an und ich starrte gebannt auf den Schirm. Heute kamen zwei Doppelfolgen nacheinander. Beim Vorspann jeder Folge wurde nochmals die Luft abgepumpt. So dicht war die Halsmanschette dann doch nicht und ich sorgte noch für zusätzlichen Gaseintrag.
Ich habe diesen Ferhsehnachmittag sehr genossen. Die Handhaltung war optimal und die Windel hat auch ihren Zweck erfüllt.
Morgen wird ein großes Fußballspiel übertragen. Ich weiß schon, wo mein Freund da ist.