Interpretation
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Worte haben den großen Nachteil, daß sie von jedem jeweils anders ausgelegt werden.
Man muß sie zunächst abstimmen, so wie man verschiedene Uhren aufeinander abstimmt.
(Mária Szepes)
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Der erste Text | am 15.11. 2000 um 02:06:03 Uhr schrieb mundragor über Interpretation |
Der neuste Text | am 20.12. 2023 um 12:36:50 Uhr schrieb gerhard über Interpretation |
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am 20.12. 2023 um 12:36:50 Uhr schrieb
am 15.11. 2002 um 09:00:59 Uhr schrieb
am 9.11. 2022 um 09:12:42 Uhr schrieb |
Worte haben den großen Nachteil, daß sie von jedem jeweils anders ausgelegt werden.
Man muß sie zunächst abstimmen, so wie man verschiedene Uhren aufeinander abstimmt.
(Mária Szepes)
Eine Interpretation ist eine Niederschrift hirnrissiger Gedanken über die Niederschrift der hirnrissigen Gedanken anderer.
über den sprachgebrauch:
man interpretiert nicht in einen text hinein, sondern aus ihm hinaus.
denn jede interpretation muss sich auf dem ihr zugrundeliegendem text beweisen.
was niemals geschehen darf, ist, dass ich einen text so hinbiege, dass er zu der bedeutung passt, die ich vorher schon festgelegt habe, die ich mir wünsche. dann interpretiere ich in einen text »hinein«, ich lege meine subjektivität mit in ihn.
interpretieren heißt jedoch strenge, objektive textarbeit - da bin ich fehl am platz.
Dein Name: flüsterer
Überschrift: arnheims interpretation
vor über einer woche versprach ich das besagte kapitel VI aus »die macht der mitte« von r.arnheim »die mitte als angelpunkt« ( speziell seite 146-149 »saltimbanques und guernica«), zu lesen.
katharina meinte darin eine bestätigung für ihre äußerung bezüglich »les demoiselles d´avignon«, gefunden zu haben.
eigentlich verstehe ich nicht warum eine alte geschichte aufgewärmt wird, da sie schon damals missinterpretiert wurde, bzw. aneinander vorbei argumentiert wurde.
es ist für mich natürlich schwierig über arnheim zu reden, da ich mitten aus dem buch gelesen habe. dennoch dürfte jedes kapitel für sich stehen...
soweit ich mich erinnern kann, ging es um meine feststellung, dass dieses picasso bild stilistisch nicht einheitlich ist, sondern zerrissen. bei arnheim geht es lediglich um komposition...
die zwei einzigen stellen, die ich vermute in diesem kapitel, woraus katharina für sich eine bestätigung ziehen könnte, wäre
1. dass die familie saltimbanques auch nicht reinen stils ist und inkomplett wirkt, arnheim in seinem buch dieses erläutert und argumentiert
2. die annahme arnheims ein künstler würde möglicherweise rücksicht auf den eingang eines museums, hier spanischen pavillons nehmen, um dem betrachter einen zielgerichteten zugang zu seinem bild, hier »guernica« zu gewähren damit es in in seiner thematik und komposition bestärkt wird.
zu 1. meine ich zu picassoesk zu sein um wirklich glauben zu können, dieser maler hätte sich irgendwas geometrisches errechnet. es steht jedem frei zu interpretieren und zu analysieren. man kann sich einiges aus den fingern saugen...
picasso war ein schneller und spontaner maler. arnheim mutmaßt, teilt das bild in gruppen ein und vergisst seltsamer weise die vorgangsweise eines künstler miteinzubeziehen.
die wesentliche frage bei dieser zirkusfamilie ist jedoch, welche figur riss picasso zuerst an. wollen wir arnheims interpretation tatsächlich glauben, so wäre die letzte gemalte figur die imposant linksstehende mit narrenkappe.
dem widerspreche ich. betrachtet man das bild genau muss es nämlich die erste angerissene figur überhaupt gewesen sein, denn alles geht von ihr aus. die letzte figur gemalte figur wird eher der jüngling aus der zweier gruppe links sein.
arnheim macht den fehler in seiner interpretation den stil nicht einzubeziehen. die figuren sind unterschiedlich gemalt. die einen beinahe klassisch ingres artig, die anderen ingrespicassoisiert. die dame rechts vorne war ein stilistische meisterleistung zur damaligen zeit. der kopf der frau musste dort plaziert sein, genau wie arnheim argumentiert. doch das bildformat erlaubt keine ganze figur. so entschied picasso sich für einen offen auslaufenden skizzenartigen malstil für die dame.
der junge in der mitte musste in einem ähnlichen stil die abrundung machen und den bezug zu den gruppen herstellen, wieder wie arnheim argumentiert.
das bild mit dieser komposition und diesen stilistischen kunstgriffen, wäre so niemals entstanden hätte picasso dieses bild geometrisch geplant.
zum 2.: die annahme, dass picasso um die plazierung des eingangs des spanischen pavillons gewusst hätte, bleibt eine vermutung. wenn er es gewusst und darauf gezielt hätte, wäre meiner ansicht nach der eingang links vom bild gewesen und nicht rechts wie arnheim vermutet.
es wäre doch absolut absurd, würden die figuren vom betrachter, der ja nicht der feind ist, fliehen. picasso wollte den betrachter mit dem schrecken und dem grauen des krieges konfrontieren. so müssen die figuren, rein psychologisch, den besuchern des sp. pav. entgegenkommen.
zurüchkehrend zu den fräuleins von avignon. ich bleibe bei meiner aussage und beziehe mich meinerseits auf nachweislichen quellen.
john berger »glanz und elend des malers picasso«
(kulturen und ideen, rowohlts enzyklopädie) seite 88-97
pierre assouline »l´homme de l´art, d.-h. kahnweiler 1884-1979«, édition balland, seite 97-105
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