Heiss

Heiss, heiss, heiss. Was ich damit meine? Ihr seid heute aber ein bisschen schwer von Begriff. Okay, versuchen wir es anders. Damals, als ihr noch klein wart, sagen wir, wie ich in den 70ern... ja, da war es üblich, draussen auf der Wiese barfuss zu laufen. Nur überängstliche Mütter haben es ihren Kindern nicht erlaubt, aber die konnten meist noch versuchen, zu überreden, in dem sie quengelten und auf die etwas älteren Kinder zeigten, die schon lange barfuss über die Wiese laufen durften. Die ungemähte Wiese war herrlich für die nackten Füsse. Gemäht war sie auch prima, na klar. Irgendwann hörte man meist aus der Ferne ein »Bimmelbimmel«. Ich spreche vom Sommer, das ist ja klar, oder? Also es ist Sommer, in den 70ern, wir sind klein und barfuss hinten auf der Wiese. Da ertönt ein »Bimmelbimmel«, und ein halbes Dutzend Kinder läuft zu den Häusern und schreit: MAAAAAMAAAAAAAAA!!! Mama!!! Mama!
Mit etwas Glück - aber kein Zufall, nein, denn die meisten Mütter schauten ab und zu aus dem Küchenfenster, schauten nach, ob da unten auf der Wiese alles in Ordnung war - schaute die Mutter bald aus dem Fenster und wollte wissen, was los ist.
»Der Eismann!« riefen wir. Ja, der Eismann. Der mit seinem weissen oder mintgrünen Eiswagen vorbei kam. Bimmelbimmel eben. Mutter - manchmal auch Oma - packte ein bisschen Kleingeld zwischen etwas Papier, machte ab und zu ein Gummi drum und warf das Bündel aus dem Fenster. Alle Kinder fingen das Bündel geschickt auf. Nun hiess es schon viel näher »Bimmelbimmel«, und alle Kinder liefen nach vorne, zur Strasse hin. Und jetzt: Heissheissheiss! Wir erinnern uns: die Kinder sind barfuss. Vorne ist auch Wiese, aber wovon ist die Wiese eingegrenzt? Von zweimal Bürgersteig und der Strasse. Natürlich. Wir laufen also alle zum Eismann, über das Pflaster, es ist Sommer, wir sind barfuss, und der Asphalt ist heiss, heiss, heiss!

Ein Mann verließ die schneebedeckten Straßen von Chicago, um in Florida ein wenig Urlaub zu nehmen. Seine Frau war auf einer Geschäftsreise und plante, ihn am nächsten Tag dort zu treffen.
Als der Mann in seinem Hotel ankam, sendete er seiner Frau eine kurze Email. Leider fand er den kleinen Zettel nicht, auf den er die Email-Adresse geschrieben hatte, also versuchte er sein bestes und schrieb die Adresse aus dem Kopf. Er vergaß dabei aber einen Buchstaben, so dass seine Nachricht stattdessen an eine ältere Pastorenfrau geschickt wurde, deren Ehemann gerade am Tag zuvor gestorben war. Als die trauernde Witwe ihre neuen Emails las, blickte sie auf den Monitor, schrie einmal laut und sank dann tot auf den Boden.
Auf dem Bildschirm war folgendes zu lesen:
"Liebste Ehefrau, Ich habe gerade eingecheckt. Alles ist für Deine Ankunft morgen vorbereitet. Dein Dich unendlich liebender Ehemann.

P.S. Es ist wahnsinnig heiss hier..."

Die Frage, was man anzieht, stellt sich eigentlich nicht, wenn es heiss ist. Man fragt sich eher, was man noch ausziehen könnte. Was aber am Ende auf das Gleiche hinausläuft...

Echt heiss, sagt man heute. Und krass und konkret. Ich sage nur heiss, wenn Sommer ist. Weil dann isses heiss.