Gebetsliga
Bewertung: 2 Punkt(e)Sachen gibt es, die können selbst einen illusionslosen Menschen wie mich einigermaßen verdattern: So erfuhr ich gestern von der Existenz einer 'Kaiser–Karl–Gebetsliga', die, unter maßgeblicher Federführung des früheren St. Pöltener Bischofs Kurt Krenn und Karls Nachfahren Otto von Habsburg, zwei der übelsten Stinkstiefel österreichischer Provenienz also, an einer Seligsprechung des letzten Habsburgkaisers arbeitet. Wohl mit Erfolg; der Vatikan hat inzwischen Verständnis signalisiert und wird noch in diesem Jahr die Seeligkeit Karls anerkennen. Das nötige Wunder war schnell zur Hand: Eine indische Nonne in Brasilien oder umgekehrt ist nach Anrufung Karls über Nacht von ihren schweren Krampfadern genesen, die ihr das Laufen unmöglich gemacht hatten. Zumindest eines der Nonnenbeine soll hernach wieder ganz proper ausgeschaut haben. Für einen Aufstieg in die erste Liga der Kirchenmaskottchen, wie sie durch die Heiligsprechung besiegelt wird, scheint es derzeit noch etwas an Lobby und Wunderfülle zu fehlen. Doch ich bin gerne bereit, mein zweifelndes Gemüt einem Damaskuserlebnis zu unterwerfen: Heute nacht vor dem Zubettgehen werde ich den allerseeligsten Karl von Habsburg bitten, Fürsprache bei seinem obersten Dienstherr einzulegen, auf daß dieser einen Blitz herabsende, der Andre Heller bei der Verrichtung seines großen Geschäftes trifft.