Fleischkäsebrötchen

Eine meiner schönsten Erinnerungen an meine Studienzeit war es gewesen, als Marie-Louise, klein, zierlich, blond und unglaublich blaubeäugt zu mir sprach: »Wie isses ? Essen wir zusammen ein ekeliges Fleischkäsebrötchen und gehn dann ins Philosophencafé, Lambrusco saufen ?«

das ist mein bezirk hier. gestern und heute wie auf lsd. der einbruch von frühlingsluft in den dezember hinein erinnert mich an die südfranzösischen Winter. Vielleicht verwirrt mich das. Dazu die unabänderliche Gewissheit das sehr wahrscheinlich nicht viel besser werden wird. Eine Art Gegenbewegung in mir dem Verzweifeltsein zu trotzen. Ist es nicht trotz allem ein heiliges Wunder das ich überhaupt hier und jetzt lebe. Anschließend absolute Banalisierung, kein heiliges Wunder mehr, ein dummer Zufall wie sie überall und laufend entstehen. Nach einer Wahrscheinlichkeit für etwas das vorgefallen ist zu fragen ist blöde, nur für Dinge die noch nicht vorgefallen sind, und auch dann, ach, wißt ihr was, Mathe ist doof, ich hab mich jetzt endlich überzeugen lassen, ich geb euch völlig recht, mathe ist saudoof. Irgendwie spinnen die doch, Buchstaben und komische Zeichen mit komischen Zeichen zu verknüpfen und zu sagen wenn das so ist dann muß das so sein, und dabei hat niemand von denen je auch nur eine einzige Million gezählt oder ein Nanogramm gewogen, aber rechnen tun sie damit als ob es nichts wäre... die haben doch gar keine Vorstellung von der Materie, wie sie klumpen kann, ja, das Verklumpen der Materie, ist eine ihrer seltsamsten Eigenschaften

»Fleischkäsebrötchen« erinnert mich - nein, nicht (immer) an ficken - sondern an meine Studentenzeit und das Soziologische Institut. Das »ekelige Fleischkäsebrötchen« aus dem Edeka-Lädchen war eine Institution in diesem Institut. Es konnte sogar vorkommen, daß man dort in dem Lädchen an der Fleischtheke genauso bestellte: »Guten Morchen - ein ekeliges Fleischkäsebrötchen bitte!« Die fette Truller hinter der Theke hat dann immer so schön doof-böse geguckt ! Das dollste Fleischkäsebrötchen hat indessen der »lange Bastian« veranstaltet bzw. in sich hineingeschoben: ein Pfundsbrot, quer aufgeschnitten mit ca. 1 Pfund ekeligem Fleischkäse darinnen - zwei enorm fette Scheiben. Er hätte halt Hunger, hatte er gesagt, und sich diesen Ultra-XXXL-Muffel-Burger in der Institutsbibliothek reingezogen. Er konnte sich das leisten, der lange Bastian. Er etwa eins 95 lang und war eine Sportskanone, kam gelegentlich die 25 km von zuhause an die Uni gejoggt (und nachmittags dann wieder heim!)und hatte dementsprechend eine Figur wie die Jungs aus'm Gay-Porno, soweit man sehen konnte. Nackt hab ich ihn leider nie gesehen ... Mann kann das Fleischkäsebrötchen drehen und wenden, wie man will: man landet doch immer wieder beim ficken !