Fernsehmechaniker

Nach dem Umzug hatten wir einen hier, weil wir in den Laokoonsschlangen unserer Video-/Audio-/Antennenkabel jeden Überblick verloren und nach dem vorhergegangenen Dauerstress des Möbelrückens auch keine Nerven mehr für diese Frickelei hatten.. Ich war angenehm überrascht, einem Mittdreißiger mit angenehm weichen Gesichtszügen, die des dekorativen Ohrrings nicht mehr bedurft hätten, die Tür öffnen zu können, dessen starke Korpulenz in einem verblüffenden Widerspruch zu seiner Wendigkeit stand, mit der er in unbequemen Haltungen Klinkenbuchsen in kaum zugängliche Öffnungen pfriemelte. Ich schaute ihm hinter seinem Rücken blickschweifversonnen zu–in jenen Tagen entrang sich mir auch das Stichwort von der Klempnerfalte. Die Überprüfung der Videorecorder förderte auch vergessenes erotisches Filmmaterial aus der Bleisch– oder Cadinotkollektion zutage, was er mit augenfälliger Gleichmütigkeit quittierte. Als sein Werk getan hatte, luden wir ihn noch auf ein Getränk ein, wobei sein Blick durch die Wohnung ging und er meinte: "Schön geräumig haben Sie's hier. Ich hab ja nur 60 Quadratmeter, aber ich bin ja Junggeselle und werd es wohl auch bleiben, komm spät nach Hause und bin auch nachts noch gerne unterwegs; eigentlich brauche ich nur Küche und Schlafzimmer. Ja, und da ging eben ein Engel durch den Raum, fast meinte man, das hektische Flackern der Synapsen hören zu können. (Fortsetzung in einem anderen Stichwort)

Beruf aus einer Zeit, als ein Bildwerfer noch mit roher Kraft dazu gebracht werden musste das Programm zu wechseln, da wurden Zahnradgetriebe und Nockenschalter in Bewegung gesetzt, es gab Feintriebe und Klinkengesperre im Fernsehgerät und der Fernsehmechaniker kam z.B. dann zum Einsatz, wenn der Knopf für das zweite Programm nicht mehr heraussprang, wenn man auf den vom ersten drückte.
(Und er rückte diesem Problem eventuell mit einem Schmiermittel bei, Cramolin etwa, damit konnte man dann auch gleich den Lack der Fernsehtruhe aufbessern ...)