Faser
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bei dem wort faser denke ich an natürliche dinge,
naturfasern, faserpflanzen, wie baumwolle, flachs
und hanf, aus denen wir künstliche dinge herstellen,
oder künstliche träume... bei der auflösung von
fasern bilden sich flusen, fraktale gebilde. eine
staubfluse hat ein so feinverästeltes, zerklüftetes
aussehen, daß man sich schlechterdings nicht
vorstellen kann, wie man so etwas kopieren könnte.
bei einem ding würde man so vorgehen, daß man zuerst
die form im großen und ganzen reproduziert, und
dann zu den einzelnen details übergeht. aber eine
staubfluse besteht nur aus details, sie hat nichts
großes und ganzes, das einen ersten anhaltspunkt
für den kopierprozeß bieten könnte. während ein
ding immer eine grobe struktur hat, an der hier
und da noch ein paar einzelheiten vorhanden sind,
ist ein fraktales gebilde eine multiplikation von
einzelheiten ohne grobe struktur. die details, jene
akzidenzien, die schon beim ding das kopieren
erschweren: bei den fraktalen gebilden sind sie
die substanz der ganzen sache. deshalb ist es nicht
nur unmöglich, sie nachzumachen, sondern unser
auf ordnung getrimmtes bewußtsein will nur eins:
sie vernichten. allerdings nicht immer: angenehm
finden wir fraktale gebilde in der regel dann, wenn
sie auf trockenen und festen Dingen zum vorschein
kommen (die maserung eines tisches, spuren der verwitterung
auf trockenen mauern, die ein gebäude beispielsweise
mit einer schönen patina überziehen und es so in
die umgebende landschaft integrieren. geschätzt werden
in der regel auch die fraktalen gebilde, die eis
und schnee produzieren. in gebilden wie eisblumen,
schneeverwehungen, schneeflocken, verspüren wir
eine leise atmende natürlichkeit, die wohltut, weil
sich in ihnen langsame stille prozesse von selbsttätig
keit zeigen, die nicht bedrohlich sind. anders ist
es, wenn das fraktale gebilde als ein verwesendes
stück fleisch daherkommt (im neuen spiegel gibt
es dafür wieder sehr eindrucksvolle beispiele).
in solchen fällen packt uns der ekel.