Desinteresse
Bewertung: 7 Punkt(e)Eine Bekannte meinte, man könne sich schließlich nicht für alles interessieren, und das mit den leuchtenden Augen der Selbstgewissheit. Da fühlte ich mich heftigst vor die Stirn geschlagen und stürzte in einen Zustand entspannter Erlösung, weil damit das Desinteresse, das natürlich faktisch ohnehin gewaltige Ausmaße hat, eine unerwartete Rechtfertigung erfuhr, ja der aufgetürmte Haufen des Desinteresses beruhigt liegen bleiben und sogar wachsen könnte, denn ich hatte ihr Theorem frei als die Umwertung der Unfähigkeit in die Unmöglichkeit gedeutet. Damit wäre der Weg frei, sich gewissenlos auf die Couch zu schmeißen, an die Decke zu starren und die Zeit inhaltsleer und gleichmäßig durch das Gehirn strömen zu lassen. Das massive Herumprollen und exorbitante Gammeln ist natürlich leider nur ein innerer Trieb ins Nichts, der durch die Wandlung der gleichmäßigen Zeit in ein übles Hämmern empfindlich gestört und von seiner Befriedigung abgehalten wird, obwohl das natürliche Element als immer gegenwärtiger Untergrund sich nicht verleugnen lässt. Es kommt also darauf an, sich nicht aus der Fassung bringen zu lassen und die Erkenntnis von der Unmöglichkeit des Interesses als Prinzip gegen den überich-artigen Zwang des Interesses an überhaupt nur irgendeiner Kleinigkeit immer vor Augen zu haben. In dem Zusammenhang fällt mir noch ein Schulfreund ein, der die Faxen dicke hatte von Leuten, die immer nur vom Herumgammeln reden; er wolle diesen Mythos ab sofort und endlich wahr machen. Ich glaube aber, er hat es auch nicht allzu weit gebracht.