CDUSPD
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Wir schreiben das Jahr 2013. Weihnachten steht vor der Tür, die Menschen hetzen in die Elektronikmärkte, um das neueste iGadget für die Lieben zu besorgen (das gibt es jetzt gender-spezifisch, mit Rasiererfunktion für den Mann und stärkerem Vibrationsalarm für die Frau), und wer taucht auf den Display-Tapeten auf? Richtig, ein gewisser Herr Steinmeier, händeschüttelnd mit einem gewissen Herrn Steinbrück. Die Comment-Community stockt kurz, bevor sie erste Microtweets in die Welt versprüht. So manch einer fühlt sich für einen Moment an die Zeit der letzten großen Koalition erinnert, als die »Stones« noch Mitglieder der gleichen Partei waren. Doch nun, da Steinbrück von 2010 an eine aalglatte Karriere in der CDU hingelegt hat, bekommt das Händeschütteln einen gewissen historischen Charakter. Die TV-Blogs und Blog-TVs überschlagen sich, so mancher vergisst, an seinem Kaffeebecher zu nippen. Denn nun ist es geschehen. Dabei ist der überraschende Abgang AngelikaFerkels kurz nach der Wahl im September, der der CDU eine existenzielle Krise beschert hat, kaum ausreichend reflektiert. Dabei heizt der Koalitionspoker zwischen Linken, Grünen, FDPunk und Piratenpartei - den vier Parteien, die allesamt von sich behaupten könnten, die Wahlen im September gewonnen zu haben - noch immer die Mainstream-Channels und die Gemüter an. Steinbrück, CDU-Generalsekretär und der Mann, der die CSU verstoßen und als Provinzpartei in die Bedeutungslosigkeit verbannt hat, und Steinmeier, dessen glückloses Geeier als Fraktionsvorsitzender der SPD gleich zum zweiten Jahrhunderttief in nur vier Jahren verholfen hat, schütteln sich freundschaftlich - zu freundschaftlich - die Hände. Es ist vollbracht, und zwar so, als wäre es seit ehedem der Masterplan gewesen. Nun wächst zusammen, was zusammengehört. Die bürgerliche Mitte, eine Partei namens CDUSPD (ein Kompromiss war bei der Namensfindung nicht machbar), stellt sich - gesundgeschrumpft und profilloser als je zuvor - vollkommen neu auf. Sie wird alle Hände voll zutun haben, um in ihrer Rolle als einzige Oppositionspartei nicht zu versagen.
Jetzt hat es auch die letzten Tweetblogger, Blogtweeter und Videoposter erfasst. Eine Flut von Reaktionen bricht über die Tapeten herein, füllt die Köpfe der Medienjunkies, läßt das Blut der Polit-Community aufkochen. Schon gehen die ersten hämisch Snapshots bei den Newswikis ein: Hagen Hund von den Piraten grinst hämisch in die Webcams. Die Grünen-Chefin verkneift sich gerade noch den Ausdruck »Kernfusion«.