Bundestagspräsident

Wolfgang Thierse ist mir vor allem ein Begriff, weil er sich weigerte, aus seiner 5-Zimmer-Altbauwohnung in Berlin-Ost in die Dienstvilla umzuziehen, den ständigen Personenschutz ebenso zurückwies, wie den ständigen S-Klasse-Benz mit Chauffeur, sondern ganz normal weiter mit der U-Bahn oder mit dem Fahrrad zum Bundestag fuhr. Ob er das heute noch tut, weiss ich nicht. Aber damals hat es mich beeindruckt, mit welcher Macht sich seine Persönlichkeit gegen die Usancen des Machtmissbrauchs gestemmt hat, darauf bestanden hat, so zu bleiben, wie sie ist.

Helmut Kohl hat gesagt, Wolfgang Thierse sei der schlimmste Bundestagspräsident seit Hermann Göhring. Da gab's natürlich allgemeines Entsetzen über diese neuerliche Verfallserscheinung des dicken Altkanzlers, der das ganze zurücknehmen und sich entschuldigen sollte. »Zurücknehmen und entschuldigen« hört man übrigens in letzter Zeit öfter, man müßte doch glatt einen kurzen, prägnanten Begriff dafür finden. »Herr Möllemann soll sich zurückschuldigen!« oder so.
Aber, was ich eigentlich unter »Bundestagspräsident« eintragen wollte: Friederich Merz hat gesagt, daß er den Thierse-Göhring-Vergleich zwar nicht so toll findet, daß aber Wolfgang Thierse »der schlechteste Bundestagspräsident ist, den wir je hatten«, und das ist natürlich einfach zum fiepen, weil der arme Thierse nun sogar noch schlechter als Hermann Göhring ist.

Ich persönlich denke, daß Wolfgang Thierse sich in Vollmondnächten in einen Werwolf verwandeln kann.