Bundesjugendspiele
Bewertung: 5 Punkt(e)Pubertätstotschämerinnerungen: »Ich trage mal drei Meter ein, dann bekommst Du wenigstens eine Wertung...«
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Der erste Text | am 28.12. 2004 um 15:38:16 Uhr schrieb mcnep über Bundesjugendspiele |
Der neuste Text | am 8.11. 2024 um 10:48:21 Uhr schrieb schmidt über Bundesjugendspiele |
Einige noch nie bewertete Texte (insgesamt: 6) |
am 6.10. 2005 um 20:10:12 Uhr schrieb
am 15.4. 2018 um 15:01:42 Uhr schrieb
am 28.7. 2015 um 17:31:39 Uhr schrieb |
Pubertätstotschämerinnerungen: »Ich trage mal drei Meter ein, dann bekommst Du wenigstens eine Wertung...«
In meiner Erinnerung handelt es sich um eine absolut Sinnfreie Veranstaltung. Sie begann regelmässig damit, daß man sich im Freien bei ca. 10 Grad über dem Gefrierpunkt umziehen mußte, und sich sodann »warmzumachen« hatte. Das geschah meistens durch sogen. Dauerlauf. Danach war man verschwitzt, weswegen das Thermometer auf 11 Grad gestiegen war. Folglich bekam man einen Schnupfen, weil man danach stundenlang beschäftigungslos herumsaß oder -stand, sich aber nichts warmes anziehen durfte - da waren die Turnlehrer sehr konsequent gewesen. Dann wurden vollkommen idiotische Wettbewerbe im Schnelllaufen, Weitschmeissen und Weithopsen ausgetragen, jeweils immer in mehrstündigen Abständen. Es war immer eine Erlösung, wenn diese Farce vorbei war, und man sich wieder entfernen durfte.
Erinnerungen an die Bundesjugendspiele: Sogar Mädchen waren besser als ich
Ein Ende der Bundesdemütigungsspiele? Endlich! Meint Benjamin Maack und denkt dabei an sein eigenes dokumentiertes Versagen. Wobei: Ist Dabeisein am Ende nicht doch alles?
Der Tag, an dem nicht Hefte, Bücher und die Federmappe, sondern Turnschuhe, Sporthose und ein buntes Getränk namens Gatorade in den Schulranzen gesteckt wurden, war immer Martins großer Tag. Martin war nicht besonders gut im Unterricht. Aber er hatte ein grünes BMX-Rad für 2000 Mark, mit dem er Rennen fuhr. Und er war der Gewinner jeder Schulhofrauferei.
Für mich war dieser Tag auf dem Sportplatz am Rande unseres Dorfes jedes Mal eine frustrierende Erfahrung. Die superkurzen Hosen flatterten um meine Streichholzbeine. Wenn ich sprang, fühlte ich mich, als hätte ich Blei in den Taschen. Wenn ich den Ball davonschleuderte, schien die Schwerkraft ihn aus seiner Flugbahn zu bugsieren. Wenn ich rannte, bewegte ich mich wie in Zeitlupe.
Am Ende jeder Schmach wurde mein Versagen bis zur zweiten Stelle hinter dem Komma dokumentiert. Berechnet, erfasst, verglichen. In einer Liste konnte ich nachsehen, wie fern ich dem Durchschnitt war, im Gespräch erfuhr ich, wie viele der Mädchen - die schlechtere Leistungen erbringen durften - immer noch viel besser waren als ich. Die Bundesjugendspiele waren eine sich jährlich wiederholende Demütigung.
Mein Sohn: Ein klassischer Fall für die Teilnahmeurkunde
Nun fordert eine besorgte Mutter die Abschaffung. Super! Eine solche Schmach soll wirklich niemand erleben müssen. Retten wir unsere Kinder vor diesem schändlichen Ritual des rohen Kräftemessens!
Mein Sohn ist zweieinhalb. Die Erzieherin sagt, er klettere nicht besonders hoch, laufe nicht besonders schnell. Er spiele lieber mit den ruhigen Mädchen als den wilden Jungs. Er sei ein aufmerksamer Beobachter und könne sich gut ausdrücken.
Mein Sohn ist ein klassischer Fall für die Teilnahmeurkunde.
Irgendetwas in mir möchte ihn vor diesem Tag auf dem Sportplatz bewahren. Irgendetwas findet, dass diese Bundesjugendspiele eine bescheuerte Tradition sind.
Aber so einfach ist das nicht.
Mein Sohn liebt es, in der Kita oder zu Hause auf dem Sofa zu kämpfen, sich auszuprobieren. Er spielt auch gerne Monster, obwohl er eher ein ruhiger Typ ist. Steckt nicht in uns allen auch der Wunsch, uns zu vergleichen? Und können Wettbewerbe nicht dabei helfen, die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen, an ihnen zu arbeiten oder sie einfach zu akzeptieren?
Martin und ich waren sehr unterschiedlich. Aber wir waren auch beste Freunde. Wir bauten Höhlen im Wald, stauten den Landwehrbach, bis die Polizei anrückte und spielten nachmittagelang mit seinem Riesen-Transformer, der sich von einem Roboter in eine Lokomotive und zurück verwandeln konnte.
Doch auf dem Sportplatz hatten wir wirklich nichts gemein. Während ich am Ende dieses Tages mit der zerknitterten Teilnahmeurkunde im Rucksack nach Hause trottete, stieg er überglücklich auf sein BMX-Rad, an seiner Brust die goldene Nadel der Sieger. Und ich könnte schwören, dass ich mich trotz allem für ihn gefreut habe. Ich könnte schwören, dass die Nadel in der Sonne blitzte.
http://www.spiegel.de/schulspiegel/leben/bundesjugendspiele-demuetigende-erinnerungen-a-1040707.html
Unsere Sportlehrerin hatte damals unsere gesamte Klasse gezwungen, bei den Bundesjugendspielen teilzunehmen. Das haben wir gemacht, ja aber ...
Beim 100-m-Lauf sind wir oben ohne angetreten. Das war unseren Lehrern so etwas von peinlich, weil auch fremde Zuschauer anwesend waren. Und beim Laufen konnten sie uns schlecht aufhalten und anziehen.
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