Briefträger
Bewertung: 1 Punkt(e)
Wenn Sie zufälligerweise morgens mit dem falschen Bein aus dem Bett geraten sind, ziehen Sie es nicht wieder an sich, sondern versuchen Sie, es bis auf den Boden zu bringen und das andere hinterherzuziehen, ohne die Zunge über die Erde zu schleifen und eine Spur zu hinterlassen, der nicht anzusehen ist, nach welcher Richtung sie läuft, so daß der Briefträger, der mit der ersten Post unterwegs auf sie stößt, vor die Wahl rechts oder links gestellt wäre, der er, nur gewohnt, auf und ab zu laufen, ja sogar den Weg von oben nach unten als entbehrliche Begleiterscheinung zu betrachten, nicht gewachsen sein kann, darum nun beginnt, in die Luft zu gehen, obwohl keine Briefkästen dort vorzufinden, nicht einmal die Andeutung einer Treppe zu bemerken ist, die seinen Aufstieg begründen und auch die Anregung zur Umkehr und Niederkunft geben könnte, während Sie mit dem Morgenkaffee schon zur Neige kommen und die Sonne in der Höhe spüren ohne die Post vor Augen das blendende Licht im schwarz Beschriebenen verschwinden lassen zu können, so daß die Zunge, gerade erst vom Kaffee benetzt, schon wieder am Gaumen zu kleben beginnt und Sie nur ein Krächzen herausbringen, wenn Sie plötzlich dort in der Höhe den Briefträger erblicken, schon klein wie ein Mannequin und beflügelt von den vielen guten Grüßen und Wünschen, die er mit sich trägt und die nun ihn tragen, so daß er sich kaum betroffen fühlen, von dem unbestimmbaren Schrei vielmehr geschreckt den Aufstieg beschleunigen wird in der Zuversicht, die eine mit guten Nachrichten gefüllte Brieftasche gibt.
Franz Mon