Bettlerinnenscheiße
Bewertung: 2 Punkt(e)Ich muß vorausschicken, daß dieses Wort in einem engen Kontext zu dem anderswo verstichworteten Topos 'Jesus-hängt-am-Kreuz-und-wichst' steht. Es war nämlich eben jener dort erwähnte Carsten, mit dem zusammen ich über der Lektüre von de Sades »120 Tage von Sodom« eine unheilige Liebe für dieses Wort entwickelte. In diesem Buch stand es für die Passion eines Wüstlings, der sich auf den Verzehr von weiblichen Exkrementen kapriziert hatte und hierbei solchen Ausscheidungen den Vorzug gab, die von besonders alten, kranken und häßlichen Personen stammten; stinkend und halbflüssig mußte es auch noch sein, und der Beluga hieß eben 'Bettlerinnenscheiße'. Wir waren beide von dieser Idee gleichermaßen abgestoßen wie fasziniert, recht besehen fanden wir sie, wie damals eigentlich das gesamte Leben, eher blasiert, übertrieben und ungeheuer amüsant, und das führte dazu, daß wir zwischen 1982 und 1985 diesen Ausdruck vorsichtig gesprochen wesentlich öfter im Munde führten als die Mehrzahl unserer Mitmenschen. Alles in allem wurde Carsten und mir das von unserer an Skurrilitäten unsererseits gewohnten Umwelt auch nicht weiter übel genommen; nur als wir während des 'Live Aid' – Konzertes des damit bekannt gewordenen Bob 'Dexy' Geldof diesen Ausdruck während einer an Herz und Börse gehenden Dokumentareinblendung über zentralafrikanische Flüchtlingscamps anbrachten (wo er recht besehen besser passte als in 95 % der zuvor zum Anlaß genommenen Situationen), sagte sich Carstens Freundin von ihm los, was in der Rückschau betrachtet auch nicht weiter schlimm war, uns zu diesem Zeitpunkt jedoch unser Drogenhigh sträflich vergällt hat.