Avignon
Bewertung: 1 Punkt(e)Auf einem unweit Avignons gelegenen Zeltplatz hatte ich einen der schlimmsten Kater meines Lebens, vermutlich sogar den schlimmsten. Am Vortag waren wir nach Sainte Marie de la Mer gefahren, dekorative Gypsies beim alljährlichen Zusammentreffen beschauen (und ihr könnt über die sagen was ihr wollt, Sexappeal haben die!) , dabei erstanden wir einen 5 Liter fassenden Plastikkugelballon eines extrem preiswerten und für meinen ungeübten Gaumen ausgesprochen wohlschmeckenden süßen Rotwein, von dem ich noch am gleichen Abend etwa die Hälfte vertrank. Ich sehe es noch vor mir, das Zelt, in dem ich am anderen Tag beschlossen lag, gebetsmühlengleich meine Patientenverfügung murmelnd: »Ich will sterben, einfach nur sterben...«, von Zeit zu Zeit trat K. in das Zelt, mir Schwämmchen mit Galle und Essig reichend, es kann auch Vitell gewesen sein, brütende Hitze unter der Plane, einmal wohnte er mir sogar bei, was ich in einem halbbewußtlosen Stadium von Katergeilheit auch tatsächlich genoß, nur um hernach um so tiefer in dem bereitgestellten Eimer zu versinken. Immer, wenn ich Avignon höre, habe ich wieder diesen Geschmack aus Rotwein und Körpersäften auf der Zunge, und ganz nebenbei, irgendwann fahre ich auch wieder hin.