Assisi
Bewertung: 3 Punkt(e)
1994 bin ich, kurz nach meinem Trip nach Zittau, mit einer Pfadfindergruppe ( Rover aus verschiedenen Stämmen in NRW. ) mit einem Reisebus nach Perugia gefahren. Nach einer Nacht auf dem örtlichen Campingplatz, wurden wir in Dreiergruppen eingeteilt und auf ein Hike ins 92 Kilometer entfernte Assisi geschickt.
Meine Gruppe war nach etwa einer Stunde, leicht genervt des fröhlichen Wanderns, und beschloss spontan an einer Bushaltestelle, den Bus nach Assisi zu nehmen. Kurze Zeit später befanden wir uns auch schon Lambrusco trinkend, auf den Stufen der Kirche Santa Maria sopra Minerva. Am Abend sind wir dann gut angetüddelt in die Jugendherberge eingefallen, in der sich die Leiter der ganzen Chose aufhielten.
Kurz, man war nicht begeistert uns schon so früh in Assisi zu treffen, weshalb man uns auch kurzerhand aus der angemieteten Herberge warf. Zum Glück hatten wir ja ein Zelt dabei ( Allzeit bereit! ),welches wir neben der Burg Rocca Magiore - welche auf der Spitze des Berges, an den Assisi gebaut ist, steht - aufstellten. Am nächsten Morgen wurden wir von einer Horde wild schnatternder Japaner geweckt. Der Reiseleiter war am Anfang etwas pikiert, uns so nahe an der Burg zelten zu sehen. Nachdem er allerdings erfahren hatte, das wir drei so etwas wie obdachlose Pfadfinder aus Deutschland waren, hat dieser falsche Hund uns nur noch Zucker in den Arsch geblasen. Also haben wir die beiden kommenden Nächte, ebenfalls mit diesem traumhaften Ausblick über die Region genächtigt.
Die folgenden beiden Tage verbrachten wir weiterhin, Pizza essend und billigen Lambrusco trinkend, auf den Stufen der Santa Maria sopra Minerva ( http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Assisi_2.JPG&filetimestamp=20060919205235 ) . Am dritten Tag trudelten dann nach und nach, auch die anderen Grüppchen in Assisi ein. Jede ! Gruppe kam an uns Kirchenpennern vorbei, und war sehr erbost, dass wir uns das Hike geschenkt hatten. Wir waren echt bei allen unten durch, aber wie sagt man so teffend:»Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.«
Wir haben dann zwar die restlichen anderthalb Wochen, auch in der Herberge geschlafen und gegessen, aber den Rest der Zeit haben wir nicht mit unseren Spiesser-Pfadfindern verbracht. Ahhh, la dolce vita!
Na gut, ein wenig habe ich dann doch noch über den Anarcho-Heiligen Franz von Assisi mitbekommen, aber mir war das lebendige, moderne Assisi dann doch lieber, als die Kirchenrundgänge unserer Mitpfadfinder.
Ich habe nie wieder in meinem Leben, soviel Wein wie in diesen zwei Wochen getrunken, Bier kann man ja in Italien kaum bezahlen.