Apfelsaftkonzert
Bewertung: 9 Punkt(e)
Schon wieder so ein blöder Verleser, das Wort lautete doch anders...
Aber so ein Apfelsaftkonzert stelle ich mir ganz schön vor. In einem hellen, kleinen, holzverkleideteten Raum auf einer engen Bühne steht ein schwarzer Flügel, ein Paar Streicher und Flöten und so. Das Konzert beginnt am frühen Abend, die Sonne muß auf jeden Fall noch durch die Fenster hereinscheinen, dann kommen die gutgelaunten Musiker mit Wollpullis und den Noten herein. Das Publikum sitzt eng gedrängt auf dahinimprovisierten Turnhallenbänken, teilweise auf dem Fußboden, und ist womöglich noch besser drauf als die Aufführenden, ausgeschenkt wird natürlich naturtrüber Apfelsaft. Durch dessen harnfördernte Wirkung müssen die Leute ab und zu leise aufs Klo eilen, aber das macht nichts, auf so einem Apfelsaftkonzert herrscht ein familiäres Feeling. »Beckers Beste Saftsymphonie« stelle ich mir leicht und spritzig vor, zwischen den Sätzen wird natürlich geklatscht. Das Stück verzichtet auf jede schwierige Kerngehäusekontrapunktik; besonders reizvoll ist das immer wiederkehrende Obstostinato im zweiten Satz, der letzte Satz endet mit einem flotten Apfelallegro.
Wenn das Konzert dann zu Ende ist, treffen sich ein paar Leute noch mit den Musikern zum Saftschlürfen, man lobt sich gegenseitig und so und irgendwann ist dann Schluß, der Konzentratmeister schließt die Halle ab, die Leute gehen festlich gestimmt im Dunkeln nach Hause und sagen sich gegenseitig, daß sie öfter mal wieder zu Apfelsaftkonzerten gehen müssen.