Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »AbschaffungderFamilie«
mcnep schrieb am 5.11. 2002 um 13:33:13 Uhr zu
Bewertung: 5 Punkt(e)
VI, 1 Es ist unser Ziel, die menschliche Persönlichkeit zu vervollkommnen, schädliche Eigenheiten abzubauen und die Pflege der Gesundheit sicherzustellen. Dieser Wunsch wird sich im Zeitalter des ständigen Friedens und der völligen Gleichheit verwirklichen lassen, wenn der menschliche Charakter zur Entfatung gekommen ist, wenn Friedfertigkeit, Toleranz, Moral und Sitte einen Höchststand erreicht haben und alle Menschen sich bester Gesundheit erfreuen. Wir kommen diesem Ziel aber nicht näher, wenn wir uns weiterhin scheuen, die Familie abzuschaffen. Die familiäre Ordnung ist lediglich in den Zeiten der Unordnung und der Festigung von Frieden und Gleichheit zu befürworten; für die Erreichung des Zieles des ständigen Friedens und der völligen Gleichheit ist sie jedoch äußerst hinderlich. Die Familie blockiert den Lauf der Dinge wie ein abgesperrter Hafen, der den Weg der Schiffe ins freie, offene Meer behindert. Wenn man die Familie beibehält, würde man sich selbst Steine in den Weg legen. Auf dem Weg zur völligen Gleichheit, Unabhängigkeit und Menschlichkeit muß nicht nur der Staat, sondern auch die Einrichtung der Familie überwunden werden.
Kang Yuwei, Das Buch von der großen Gemeinschaft (Da tong shu) 1902 VI, 1
mcnep schrieb am 16.9. 2009 um 08:06:40 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Ich betrachte mich als glücklich, keine Familie mehr zu haben. Somit sehe ich mich nicht verpflichtet, jemanden zu lieben, dies würde mich unweigerlich belasten. Sehnsucht verspüre ich nur literarisch. Ich entsinne mich meiner Kindheit unter Tränen, aber es sind rhythmische Tränen, in denen sich die Prosa bereits abzeichnet. [...] Ich habe nie jemanden geliebt. Das Äußerste, was ich je geliebt habe, sind meine eigenen Wahrnehmungen – Zustände bewußten Sehens, Eindrücke wachen Hörens, Düfte, mittels derer die bescheidene Außenwelt zu mir von vergangenen Dingen spricht (so leicht zu erinnern durch Gerüche) -, die mir mehr Wirklichkeit, mehr Gefühl vermitteln als die schlichte Tatsache, daß hinten in der Bäckerei Brot bäckt, wie an jenem fernen Nachmittag, als ich von der Beerdigung meines Onkels kam, der mich so sehr geliebt hatte, und ich eine Art zärtlicher Erleichterung verspürte, ohne recht zu wissen worüber.
Fernando Pessoa, Buch der Unruhe #208
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