Das Geheimniß des günstigen Ausfalls jener Proben ist für die Durchschnittsspieler nicht durchsichtig genug; sonst würden sie finden, daß dasselbe überraschende Ergebniß auch dann regelmäßig eintreten würde, wenn sie ohne jene „kabbalistische Operation“ ganz beliebig in den Kopf kommende fünf Zahlen von 1 bis 90 (mehr Nummern giebt es nicht) aufgeschrieben hätten. Auch von diesen wird in sechs bis acht einander folgenden beliebigen Ziehungen fast ausnahmslos eine gezogen werden, da 5 x 8 = 40 etwas weniger als ½ sämmtlicher neunzig Nummern, und daher die Wahrscheinlichkeit sogar dafür ist, daß von jenen fünf Nummern Zwei gezogen werden. Diese Ermittelung einer Nummer jedoch, die in den nächsten sechs bis acht Ziehungen mit fast unfehlbarer Sicherheit gezogen werdet soll, ist sozusagen nur „platonischer“ Natur, denn die Lottospieler benützen fast nie den verhältnißmäßig sichersten Weg zu einem kleinen Gewinn, das Besetzen einzelner Nummern (den sogenannten „Estratto“), sondern sie spielen, um rasch einen großen Gewinn zu machen, auf Amben, Ternen und Quaternen, das heißt sie gewinnen nur, wenn von den gesetzten fünf Nummern zugleich zwei, drei oder gar vier gezogen werden, Fälle, die natürlich sehr selten, oder, wie Quaternen, fast nie sich ereignen. Aber durch jene kabbalistische Ermittelung der einzelnen Zahlen ist das Zutrauen einmal erworben; der Kabbalist, der in den Augen der meisten Spieler vermöge seiner „geheimen Wissenschaft“ im Stande gewesen ist, eine Nummer zu berechnen, wird auch im Stande sein, zwei, drei oder vier zu berechnen. In neuerer Zeit tritt der Kabbalist, wie bemerkt, nicht selten im Gewande der Wissenschaft auf. In den Spalten der italienischen Blätter erscheinen umfangreiche Ankündigungen, in welchen das spielende Publicum benachrichtigt wird, in der Lotterie von Palermo sei eine bestimmte Terne, in der zu Rom eine bestimmte Quaterne seit vierzig ober fünfzig Jahren nicht gezogen worden; damit wird in mathematisch-wissenschaftlicher Weise die an Gewißheit grenzende Wahrscheinlichkeit begründet, daß die „verspätete“ Terne oder Quaterne in der nächsten Zeit gezogen werden müsse; mit jeder Ziehung, heißt es, steigere sich die Wahrscheinlichkeit, werde die „Gewißheit gewisser“.
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