Worin liegt der Unterschied zwischen »Schöpfer« und »Künstler«? Wer (etwas) erschafft, schenkt
das Sein selbst, bringt etwas aus dem Nichts hervor — ex nihilo sui et subiecti, sagt man im
Lateinischen —, und das ist im strengen Sinn die Vorgehensweise, die nur dem Allmächtigen
zukommt. Der Künstler hingegen verwendet etwas bereits Vorhandenes, dem er Gestalt und
Bedeutung gibt. Das ist die charakteristische Handlungsweise des Menschen als Ebenbild Gottes.
Nachdem es nämlich in der Bibel geheißen hatte, daß Gott Mann und Frau »als sein Abbild« schuf
(vgl. Gen 1,27), wird hinzugefügt, daß er ihnen die Aufgabe übertrug, über die Erde zu herrschen
(vgl. Gen 1,28). Es war der letzte Schöpfungstag (vgl. Gen 1,28-31). An den vorangegangenen
Tagen hatte Jahwe das Universum geschaffen und damit gleichsam den Rhythmus der kosmischen
Evolution bestimmt. Am Ende schuf er den Menschen als erhabenste Frucht seines Planes; ihm
unterwarf er die sichtbare Welt als unermeßliches Feld, auf dem er seiner Erfindungsgabe Ausdruck
verleihen sollte.
BRIEF
VON PAPST JOHANNES PAUL II.
AN DIE KÜNSTLER
1999
An alle, die mit leidenschaftlicher Hingabe
nach neuen »Epiphanien« der Schönheit suchen,
um sie im künstlerischen Schaffen
der Welt zum Geschenk zu machen.
Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut (Gn 1,31).
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