Von Genua über München nach Heiligendamm
Die Kampagne gegen die Siko entwickelte sich aus der Erfahrung der kämpferischen Tage von Genua. Im Sommer 2001 setzten die Demonstrationen von 300.000 Menschen und die massenhaften Angriffe auf die rote Zone die Frage nach den Alternativen zum neoliberalen Kapitalismus nach einem Jahrzehnt der Defensive wieder auf die Tagesordnung. Diesen Ausgangspunkt haben wir in den letzten 5 Jahren praktisch wie theoretisch nicht aus den Augen verloren. Vor diesem Hintergrund schätzen wir die Bedeutung der Mobilisierung gegen das G8-Treffen 2007 in Heiligendamm sehr hoch ein. Das G8-Treffen ist sowohl ein wichtiges Symbol des globalen kapitalistischen Systems als auch ein realer Knotenpunkt der herrschenden Politik.
Schon seit einiger Zeit ist massiv Bewegung in viele Zusammenhänge gekommen: Verschiedene bundesweite Bündnisse sind im Zuge der Mobilisierung gegen dieses Treffen entstanden. Außerdem gab es mehrere offene Treffen, Kongresse und als bisherigen Höhepunkt ein Vorbereitungscamp mit ungefähr 1000 Menschen. Mittlerweile ruft ein breites Bündnis, an dem sich neben der „Interventionistischen Linken“ unter anderem Attac, gewaltfreie Aktionsgruppen und die grüne Jugend beteiligen, zur massenhaften Blockade des Gipfels auf. Eine zentrale Rolle in der Mobilisierung gegen den G8 werden antirassistische Kämpfe spielen: Lokale Flüchtlingsinitiativen sind schon längst involviert, europaweit bereiten sich antirassistische Netzwerke und Selbstorganisierungen von MigrantInnen auf den G8 vor.
Die Mobilisierung gegen den G8 steht und fällt mit ihrer lokalen Verankerung in den einzelnen Städten und Regionen: Deshalb versuchen wir in München, an einer Bündelung der radikalen Kräfte mitzuwirken und gleichzeitig in Austausch mit einer breiteren Linken zu treten, da wir nur in einer spektrenübergreifenden Diskussion und Mobilisierung die Möglichkeit sehen, breite gesellschaftliche Prozesse loszutreten. Hier können wir praktisch und bündnispolitisch an die Erfahrungen von 5 Jahren gemeinsamer Mobilisierung gegen die Siko anknüpfen. Wir wollen die Mobilisierung gegen die Siko 2007 zu einem Auftakt gegen den G8-Gipfel machen. Denn in Zeiten des globalen Krieges besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der Tagung der Kriegsstrategen und der Selbststilisierung der Herrschenden an der Ostsee wenige Monate später.
Die Proteste gegen diesen Gipfel eröffnen die Chance, linken Widerstand wieder sichtbarer zu machen, da sich unterschiedliche Kämpfe um Befreiung weltweit an einem solchen Kristallisationspunkt zusammenbringen lassen. Für uns sind die Proteste gegen den G8 somit eine Etappe auf dem Weg zur Entwicklung einer neuen internationalistischen Praxis. Hier können weltweite Kämpfe für gerechte globale Verteilung von Lebensgrundlagen und antikapitalistische Kämpfe gegen Prekarisierung und Sozialabbau verbunden werden. Hier müssen der Widerstand gegen den globalen Krieg und die Militarisierung der Gesellschaften, die Proteste gegen institutionellen Rassismus und Lager, die Auflehnung gegen patriarchale Zustände und die Organisierung gegen Faschismus, Antisemitismus und nationalistische Formierung nicht nur Beiwerk sondern integraler Bestandteil sein. Hier gilt es auch, die beim G8 in Gleneagles 2005 etablierte Entpolisierung des Themas globaler Hunger von Seiten schmieriger Schwätzer und peinliche Popstars – siehe „Live 8“ – auszuhebeln und die Frage der Ernährungssouveränität von links anzueignen. Und es gilt, die sozialpartnerschaftliche Kanalisierung des Widerstands gegen Sozialabbau durch die DGB-Eliten zu durchbrechen und der Illusion eines zielführenden Dialogs mit den Herrschenden auf Seiten einiger NGOs in Diskussion und Praxis unsere Vorstellungen von sozialer Veränderung entgegenzusetzen.
Als konkrete Angriffsfläche für Blockaden gegen den G8 bietet sich der Flughafen Rostock Lage bei Heiligendamm zu Beginn des G8-Treffens in besonderer Weise an: Zum Einen weil die Blockade des Flughafens eine wichtige Möglichkeit bietet, die Anreise der Regierungschefs wirksam zu verhindern. Zum Anderen weil der Flughafen aufgrund seiner militärischen Funktion die Verbindung von globalem Krieg und kapitalistischer Herrschaft verdeutlicht: Er ist nicht nur Ankunftsort der global leaders, sondern auch Drehscheibe für Kriegsgüter und Folteropfer.
Effektive Blockaden des G8 sehen wir als die richtige Antwort auf die Zusammenkunft der RepräsentantInnen von Kapitalismus und globalem Krieg, als richtige Konsequenz aus Genua, München und Davos. Verwandeln wir die Selbstinszenierung der Reichen und Mächtigen in kraftvolle Tage des Widerstands!
In diesem Sinne: Für eine massenhafte Intervention mit offenem Blick und langem Atem – zusammen kämpfen!
Beitrag entnommen aus der Broschüre – in bewegung bleiben
Von München nach Heiligendamm – NATO-Kriegskonferenz und G8 angreifen!
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