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Angelus schrieb am 30.10. 2003 um 14:43:14 Uhr über

geflennt

Im Kino darf wider besseren Wissens geflennt werden, denn ein bißchen weinen wir jedesmal auch um uns selbst, oder? »Im Kino gewesen. Geweint«, notierte schon Kafka in sein Tagebuch und gab damit uns Kinoflennern seinen Segen. Fies ist es nur, wenn ein Film erst in der Schlußszene gehörig auf die Tränendrüse drückt. Das Licht geht an, wir sind plötzlich dem Schutz der Dunkelheit entrissen und gezwungen, uns gegenseitig in die geröteten Augen zu blicken. Einmal hat mir die mühsam lächelnde Claudia wortlos ein Tempo gereicht.

Beim Lesen kommen mir die Tränen viel seltener. Eigentlich erinnere ich mich nur an eine Stelle in Brigitte Reimanns Roman »Franziska Linkerhand«. In einem ollen DDR-Plattenbau bringt eine junge Frau, von deren Schwangerschaft niemand etwas geahnt hat, ein Kind zur Welt. Für kurze Zeit durchbricht dieses Ereignis die Anonymität der Nachbarn, die linkisch und aufgeregt ihre Hilfe anbieten und schließlich erschrocken und staunend auf das winzige Bündel Leben schauen. Im Moment kann ich die Stelle in dem 600 Seiten starken Buch nicht mehr finden. Aber wahrscheinlich würde mir die Szene heute eh keine Träne mehr entlocken, und diese innere Verhärtung könnte mich dann ein wenig enttäuschen.


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