Die Szene im Dunstkreis der Szene
Als Hermann Hesse am 9. August 1962 im Alter von 85 Jahren starb, umhüllte ein Hauch von Überlebtheit sein Werk. Mit dem Hesse-Boom, der Ende der 60er einsetzte und bis heute andauert, hatte niemand gerechnet. ... Seine fast ausschließlich jugendlichen Leser, vermuteten das Heil nicht in der politischen Veränderung der Wirklichkeit, sondern im Dunstkreis der Seele. Die Heilsucher grüßen sich von der Ferne, haben aber wenig miteinander gemein. ... Hesse lehrt den Heroismus der Vereinzelung, ... Entweltlichung, »im All sein«, »in der Einheit sein«. Das hat keine ethische Konsequenz. Der von Hesse gestaltete Mensch bleibt mit sich allein.
Uwe Wolf: »Vor 25 Jahren starb Hermann Hesse«; »Rheinischer Merkur«, 7. August 1987
Vor nun 44 Jahren starb Hermann Hesse. Dazu, und sehr gut passend zum obigen Zitat, ein Text von Hesse:
Über das jeweilige Stichwort, über jedes Tagesereignis ergoß sich eine Flut von eifrigem Geschreibe, und die Beibringung, Sichtung und Formulierung all dieser Mitteilungen trug den Stempel der rasch und verantwortungslos hergestellten Massenware. ... Man stand schon dicht vor jener grauenhaften Entwertung der Worte, welche vorerst ganz im geheimen und in kleinsten Kreisen die Gegenbewegung hervorrief.
Hermann Hesse: »Das Glasperlenspiel«; Suhrkamp 1982; S. 19, S. 21
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