Einleitung
erbreitet ist die Auffassung, die Wissenschaft sei dasj'enige VOrgan der Gesellschaft, welches Umweltw'rkungen bzw. Neb ' eiiwirkungen von Produkten erkenne - und das mit einer gewissen Verläßlichkeit. Das Zutrauen, daß die Wissenschaft diese Leistungsfähigkeit einfach so besitzt, ist Ausdruck einer verständlichen Dankbarkeit. Einer Dankbarkeit dafür, daß die Wissenschaft diese Leistung in den vergangenen Jahrzehnten mit einer gewissen Regelmäßigkeit erbracht hat. Dieser etwas blinde Glaube hat jedoch zugleich etwas rührend Kindliches. Denn er vermeidet, nach den Funktionsbedingungen der Wissenschaft zu fragen, er gibt sich mit der erbrachten Leistung fraglos zufrieden. Mindestens istjedoch folgendes Problem offensichtlich.
Wissenschaft ist öffentlich. Sie hat deshalb zunächst einmal nur Zugriff auf öffentlich verfügbare Daten. Verursacher von Umwelt- bzw. Produktrisiken aber sind in aller Pegel Private. Informationen über Wirkungen sind der öffentlichen Wissenschaft deshalb in aller Regel zugänglich, die über Ursachen dagegen nicht, sie stellen private Informationen dar. Die Eniissionsdaten eines Gerbereibetriebes beispielsweise festzustellen, ist eben ein hoheitlicher Akt, im Schadensfall ist dies Sache der Staatsanwaltschaft. Wenn Wissenschaft Wirkungen erkennt und den Ursachen auf die Spur kommen will, wie soll sie dieses rei,-,elniäßiL, vermögen, wenn die bezeichnete Informationsasyniiiietrie besteht? Die Vermutung, die sich angesichts dieser Situation aufdrängt, ist: Sie wird die von ihr erwartete Leistung nur in denj'enigen Fällen erbringen, in denen die geschilderte Inforniatioiisasynimetrie nicht vorliegt bzw. irrelevant ist.
Es mangelt also an einem realistischen Blick für die begrenzte Leistungsfähigkeit der enipirisch vorfindlichen Wissenschaft und dafür, wie diese abhängt von Randbedingungen, unter deneu sie zu wirken gezwungen ist. Es gilt, den idealistischen und deshalb blinden Standpunkt über die Funktionsweise von W' is-
Contergan: 1)ie Lehre für die Wissenscha
senschaft zu verlassen. Es gilt aufzublenden und
1
gel zu rücken, wie die >real existierende< Wissen niert. Der Contergan-Fall bietet eine außergew genheit, einen solchen Blick auf die wirkliche werfen.
Die dunkle Folie deutscher Gesch
im Hintergrund
In einem prägnanten Sinn ist der Hamburger dukind Lenz der »Entdecker« der Contergan sollte in eine Reihe gestellt werden mit Pac DDT, Sherwood Rowland zu den FCKW, Ber den versauernd wirkenden Substanzen, die e Waldsterben beitragen, sowie Theo Colborn z wirksamen Substanzen. Die Angehörigen die eint ein außergewöhnlicher synthetischer Bli reitschaft, mit ihrer Verdachtserkenntnis in d zu gehen. Als Vertreter eines bedrohten Schu für ihre ahnungsvolle Erkenntnis ein und rieb absehbaren und ekeligen öffentlichen Anfein solche Entscheidung auch heute noch reg bringt, in Kauf.
Hier nun also die Geschichte vom >Helden( Doch es gibt keine reinen Helden, ein jeder ten - das ist in diesem Falle besonders eindrü auch sehr deutsche Geschichte gibt hier die das strahlende Geschehen im Vordergrund a riet Widukliid Lenz es war, der den Conterga en vielsagen Öffentlichkeit brachte, hat ein
Widukind Lenz , Vater, der 1976 verstorbe nämlich im Jahre 1933 »Ordinarius für Ra genik)« in Berlin geworden und wurde gleic Abteilung Eugenik des Kaiser-Wilhelm-Instit logie, menschliche Erblehre und Eugenik 1933 neuaufgelegten Schrift »Die Passe als
|